Dubai-Crash In Dubai kehrt der Optimusmus zurück

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Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Jüngere offizielle Zahlen gibt es nicht, aber seit Mitte 2008 verlor mindestens ein Drittel der Ausländer den Job. Wer aber keine Arbeit mehr hatte, musste binnen weniger Wochen das Land verlassen – und gab natürlich seine Wohnung auf. Weswegen die Wohnungsmieten 2009 um ungefähr 25 Prozent und 2010 noch einmal um durchschnittlich 13 Prozent gesunken sind. Eine Wende ist trotz der optimistischen Washingtoner Prognose nicht abzusehen, weil Banken, Hotels und Staatsbehörden in Dubai aufgehört haben, in signifikanter Zahl weitere qualifizierte ausländische Mitarbeiter anzuwerben.

Die Einzigen, die das tun, sind paradoxerweise die Bauunternehmen wie der große staatsnahe Konzern Emaar. Sie bauen munter weiter – und sie finden auch Käufer für Wohnhochhäuser und auch für neuen Büroraum, trotz aller Leerstände. Vor allem chinesische Investoren, berichtet der arabische Fernsehsender al-Dschasira, kaufen derzeit Immobilien in der einstigen Boomstadt Dubai. Sie nehmen offenbar an, dass die Krise in Dubai ihren tiefsten Punkt durchschritten hat und die heute relativ niedrigen Preise in wenigen Jahren gewaltig anziehen werden. Im gesamten Jahr 2010 werden in Dubai etwa 35 000 neue Wohnungen und 650 000 Quadratmeter Bürofläche fertig gestellt. „Wer dort einziehen soll, ist ganz unklar“, sagt ein deutscher Bauingenieur, der im Dezember vor einem Jahr über Nacht von seinem Dubaier Arbeitgeber entlassen und so mit Familie aus dem Land geworfen wurde: „Die Leute müssen doch wissen, dass es ihnen jederzeit ergehen kann wie mir im vorigen Jahr!“

Keine Rede von Verkauf

Nein, sagt das offizielle Dubai heute: Das Horror-Jahr 2009 wird sich nicht wiederholen. Seit der Umschuldungsvereinbarung ist in Dubai keine Rede mehr davon, dass sich der Herrscher von wertvollen Bestandteilen seiner Holding trennt. Ganz im Gegenteil: Die Immobilientöchter von Dubai World und der internationale Hafenbetreiber DP World sollen so viel Geld verdienen, dass sich ab 2015 die riesigen Schulden bedienen lassen.

„Meine Regierung weiß, dass wir zu den besten und gesündesten Unternehmen des Landes gehören – darum ist es in ihrem Interesse, uns weiter zu besitzen“, sagt Mohammed al-Muallem, Geschäftsführer der Region Emirate von DP World. Der Hafen der Dubaier Freizone Jebel Ali, wo Muallem residiert, gilt allgemein als modernster Hafen im Nahen Osten – weiterer Ausbau ist zwar aufgrund der umgeschlagenen Stückzahlen derzeit nicht unbedingt nötig, aber dennoch in Planung. Außerhalb der Emirate betreibt DP World – zu 80 Prozent im Besitz der Holding Dubai World – 50 Hafenanlagen in 31 Ländern, modernisiert und erweitert Terminals anderer Betreiber von London und Rotterdam bis Qingdao in China. Allein das Projekt London Gateway hat einen Auftragswert von umgerechnet mehr als 1,7 Milliarden Euro. „Die Sache mit Dubai World hat uns bei DP World am Ende nicht geschadet“, sagt Muallem.

Neuer Auftrieb

Die Umschuldung könnte jetzt sogar ganz Dubai neuen Auftrieb geben, sagt James Sadler von der Schweizer Großbank UBS, die wahrscheinlich zu den Leidtragenden des drohenden Zahlungsausfalls gehört hätte. Nach Sadlers Meinung wird die Umschuldung jetzt auch das Vertrauen in die emiratischen Banken wiederherstellen, die wegen des drohenden völligen Zahlungsausfalls hohe Rückstellungen bilden mussten. Abu Dhabi Commercial Bank, die drittgrößte Bank in den Emiraten, hatte im Juli von Rückstellungen in Höhe von umgerechnet 400 Millionen Euro berichtet. Dubai World schuldet der Bank im Nachbaremirat insgesamt fast 1,8 Milliarden Dollar.

Aber kann jetzt wirklich alles gut -werden? Khalid Howladar, Analyst der -Ratingagentur Moody’s in Dubai, äußerte vor einheimischen Journalisten vorsichtigen Optimismus: „Nach der Umschuldung sieht man, dass so etwas in den Emiraten gut funktioniert. Wir werden jetzt wahrscheinlich wachsende Stabilität der Preise für Immobilien sehen, und das würde die Investoren aus dem Ausland -zurückbringen.“

Vielleicht nicht nur die spekulationsfreudigen Chinesen.

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