E-Autos statt Verbrennungsmotoren Norwegens Traum – ein Vorbild für Deutschland?

Norwegen will bis 2025 keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zulassen. Ein Vorbild für Deutschland? Eher nicht. Denn das ambitionierte Ziel schadet letztlich der Natur mehr, als es nutzt. Ein Kommentar.

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Eine Norwegerin in Oslo mit ihrem E-Auto. Quelle: dpa

Berlin Es hört sich nahezu fantastisch an: Norwegen schafft alle Spritschlucker auf den Straßen ab. Ab 2025 will das Land nur noch den Kauf von Elektrofahrzeugen erlauben. Das Zeitalter der abgasfreien Mobilität beginnt!

Doch: Halt! Norwegen mit seinen fünf Millionen Einwohnern fördert zwar wie kaum ein anderes Land den Kauf von E-Mobilen. Im ersten Halbjahr waren fast 30 Prozent der neu zugelassenen Autos Stromer. Doch die Zahl beinhaltet auch Hybridfahrzeuge, die also den konventionellen mit dem elektrischen Antrieb verbinden.

Hinzu kommt: Das Rennen um das Auto der Zukunft ist noch gar nicht entschieden: Werden die Autos mit Strom fahren, mit Wasserstoff oder am Ende doch als Hybride mit deutlich weniger Abgasen? Kein Wunder, dass Norwegen seinen Transportplan heftig diskutiert.

Deutschland erarbeitet seinen Wohlstand im Gegensatz zu Norwegen nicht mit Öl und Gas, sondern vor allem mit seiner Industrie. Mit der Energiewende hat die Politik Eon, RWE & Co. bereits in einen gefährlichen Transformationsprozess gezwungen. Ähnliches droht der Autobranche, die sich bereits müht und etwa in Norwegen den Markt anführt – auch bei E-Mobilen.

Statt daraus Konsequenzen zu ziehen, bastelt Umweltministerin Hendricks seit Monaten an einem Klimaplan, der ähnlich wie in Norwegen die schnelle Dekarbonisierung des Verkehrssektors vorsieht. Das setzt die Industrie weiter unter Druck – obwohl die Pläne nach derzeitigem Stand der Technik nicht der Umwelt dienen: Norwegen kann zumindest aufgrund seiner geografischen Lage darauf verweisen, Strom nahezu vollständig aus Wind- und Wasserkraft zu gewinnen. Damit leisten Stromantriebe wirklich etwas fürs Klima.

In Deutschland ist das noch nicht in Sicht. Das wissen auch die Ökoaktivisten. Sie reden aber nicht gerne darüber, dass Abgase im Zweifel aus Kohlekraftwerken strömen, wenn nicht aus dem Auspuff. Verantwortungsvolle Politik für Industrie und Klima sieht anders aus.

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