Emir von Katar in Berlin Wirtschaft und Politik lassen sich schwer trennen

Der Emir von Katar ist ein schwieriger strategischer Partner für Deutschlands Politiker, als Investor ist der Scheich jedoch nur zu gern gesehen.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel empfing Scheich Tamim Bin Hamad Bin Khalifa Al-Thani in Berlin mit militärischen Ehren. Quelle: REUTERS

„Keine Politik bitte“, lautet die Handlungsanweisung der Veranstalter beim Quatari-German Economic Forum, das an diesem Mittwoch im Berliner Grand Hyatt Hotel am Potsdamer Platz stattfand. Solche Fragen möge man doch dem Außenminister von Katar stellen.

Beim Treffen von deutschen Unternehmensbossen und Investoren aus dem gasreichen arabischen Zwergstaat möchte niemand auf so heikle Fragen wie die Unterstützung der Terrormiliz IS oder die schlechten Arbeitsbedingungen für ausländische Beschäftigte auf den Baustellen in Katar angesprochen werden. Denn Katar mit seiner Herrscherfamilie und seinem Staatsfonds gilt als einer der größten Investoren der Welt.

Mehrere hundert Milliarden Dollar dürften es sein, die allein der Staatsfonds Quatar Investment Authority (QIA) in globale Werte gesteckt hat; der Fonds selbst gibt keine Zahlen preis, man ist also auf Mutmaßungen angewiesen. 20 bis 40 Milliarden US-Dollar investiere man jedes Jahr, heißt es aber aus Delegationskreisen.

Deutsche Wirtschaft will von Katar profitieren

Da möchte die deutsche Wirtschaft gern einen ordentlichen Batzen abbekommen. Deshalb sitzt auch Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Stephan Leithner im Workshop „Investment Opportunities“ dem Fonds-CEO Ahmed Al-Sayed gegenüber und lobt Katar für seine langfristigen Investitionen. Aus diesem Grund preist der CEO von Germany Trade and Invest, Jürgen Friedrich, den Standort Deutschland – was einigermaßen peinlich ist, weil der Großinvestor aus Katar natürlich bestens über die Qualitäten Deutschlands im Bilde ist.

Mehrfach wiederholt Al-Sayed die beiden entscheidenden Vorteile Deutschlands, Innovation und Human Capital, und ergänzt: „I believe in human and social values.“ Damit meint er deutsche Standortwerte. In Deutschland ist der Staatsfonds beispielsweise in VW, Porsche, Siemens und Hochtief investiert. An weiteren Unternehmensperlen sei man jederzeit interessiert. Gleichwohl lägen die strategischen Prioritäten derzeit in den Bereichen Infrastruktur, Rohstoffe und Immobilien, ergänzt Fonds-Chef Al-Sayed.

Das politische Programm absolviert derweil der Emir von Katar, Scheich Tamim Bin Hamad Bin Khalifa Al-Thani. In Berlin traf er sich mit Bundepräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel.

Bei diesen Treffen lassen sich Wirtschaft und Politik nicht voneinander trennen. Hier muss der Emir erklären, wie es denn mit der gerüchteweisen Unterstützung der Terrormiliz IS steht beziehungsweise was der Staat zu tun gedenkt, um die Finanzhilfen reicher Araber aus Katar zu unterbinden.

Umgekehrt stört die arabischen Gäste, wie kritisch in deutschen Medien über ihr Land berichtet wird, etwa im Zusammenhang mit IS, aber auch mit der Behandlung ausländischer Arbeitskräfte oder mit der Fußball-WM 2022. Dass aber die deutschen Spitzenpolitiker nicht unbedingt Einfluss auf die Berichterstattung nehmen können, dürften sich die arabischen Gäste bei Gelegenheit vom früheren Bundespräsidenten Christian Wulff erklären lassen.

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