Erdbeben, Sturm, Hochwasser Schlechte Infrastruktur verstärkt Katastrophen-Risiko

Vorbereitung ist alles: Laut einer Studie kann ein Naturereignis schnell zur Katastrophe werden, wenn Infrastruktur und Logistik nicht funktionieren. Das gilt vor allem für Länder wie Afghanistan, Sudan – und Albanien.

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Oft liegt die Schwierigkeit bei der Katastrophenhilfe darin, den Transport zu organisieren. Quelle: dpa

Berlin Durch unzureichende Infrastruktur und Logistikprobleme potenziert sich das Risiko, dass aus einem extremen Naturereignis eine Katastrophe mit langfristigen Folgen wird. „Bei Hilfsmaßnahmen nach extremen Naturereignissen liegen die Herausforderungen meist auf der ‚letzten Meile‘ der Logistikkette“, erklärte der Geschäftsführer des Bündnisses „Entwicklung Hilft“ zur Veröffentlichung des Weltrisikoberichts 2016 am Donnerstag.

Das größte Problem sei oftmals nicht die Bereitstellung von Hilfe, sondern „den Transport trotz zerstörter Straßen und Brücken zu organisieren“. Die internationale Gemeinschaft sollte deshalb in Entwicklungsländern schon vor dem Eintritt von Katastrophen in den Aufbau und Ausbau der Infrastruktur investieren, sagte Matthias Garschagen, einer der Autoren des Berichts.

Das jüngste Erdbeben in Italien war nach Auffassung von Entwicklungsexperten ein weiterer Beweis dafür, dass auch der Zustand einer Gesellschaft darüber entscheidet, ob aus einem Naturereignis eine Katastrophe wird. Der Weltrisikobericht 2016 weist für Italien nur ein geringes Katastrophenrisiko aus. Grund dafür ist: Die Voraussetzungen des Landes für die Bewältigung einer solchen Krise werden relativ positiv bewertet. Die Forscher schauen sich dafür unter anderem den Zustand von Straßen und Stromnetz an. Zu den Kriterien gehören aber auch die Qualität der medizinischen Versorgung sowie „gute Regierungsführung“.

Wie der Bericht zeigt, ist kein anderes europäisches Land so schlecht auf die Bewältigung der Folgen extremer Naturereignisse vorbereitet wie Albanien. Der Balkanstaat belegt im Weltrisikoindex den 40. Platz. Damit liegt er in der gleichen Risikogruppe wie Afghanistan (41) und der Sudan (51). Das liegt auch daran, dass seine Kapazitäten im Umgang mit Naturgefahren gering sind.

Italien liegt auf Platz 119. Serbien (Platz 68) hat ein relativ hohes Erdbeben- und Hochwasserrisiko. Das Land ist der Studie zufolge im Vergleich zum Vorjahr von der Kategorie mit „mittlerem Risiko“ in die Hochrisiko-Klasse gerutscht. Ein Grund dafür sei eine Verschlechterung der Kapazitäten Serbiens zur Bewältigung der Folgen von Naturereignissen, heißt es im Weltrisikobericht.

Relativ hoch wird das Gesamtrisiko auch in den Niederlanden (49) und in Griechenland (76) eingeschätzt. Bei den Niederlanden liegt das an der hohen Wahrscheinlichkeit von Schäden durch Stürme und Überflutungen, die durch den Klimawandel steigt. Griechenland hat ein relativ hohes Erdbebenrisiko. Ganz oben auf der Liste stehen auch in diesem Jahr wieder Vanuatu, Tonga, die Philippinen, Guatemala und Bangladesch.

Der jährliche Bericht der Universität der Vereinten Nationen wird vom Bündnis „Entwicklung Hilft“ in Auftrag gegeben. Dem Bündnis gehören Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt, terre des hommes, die Welthungerhilfe und die Christoffel-Blindenmission an.

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