Erholung in Trippelschritten Hoffnungsschimmer für Euro-Wackelkandidaten

Neben den täglichen Schreckensnachrichten werden die positiven Signale in der Euro-Krise gern übersehen. Eine Zwischenbilanz zeigt: In mehrerlei Hinsicht kommt die Euro-Zone voran - wenn auch im Schneckentempo.

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Arbeiter auf einer Baustelle in Athen. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Konjunkturdaten für die Krisenstaaten der Euro-Zone sind trübe: In Spanien und Italien wird die Wirtschaft in diesem Jahr schrumpfen, in Portugal und Griechenland sogar regelrecht einbrechen. Und auch die Arbeitslosenraten stecken auf Rekordniveau fest. Doch die düsteren Zahlen verdecken, dass es auch positive Entwicklungen gibt. Zudem waren die Konjunktureinbrüche absehbar. Von "Anpassungsrezessionen" spricht Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Sie seien die logische Folge der schmerzhaften Reformen.

Doch es gibt auch positive Nachrichten, wie etwa Anzeichen für eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Bis zum Ausbruch der Krise im Jahr 2008 waren die Produktionskosten in den Krisenstaaten viel stärker gestiegen als in Deutschland. Um wieder konkurrenzfähig zu werden, müssen die Lohnstückkosten runter - also der Lohn, der für die Produktion eines Gutes gezahlt werden muss. Das geht über Innovationen - oder durch sinkende Löhne.

Aktuelle Daten des Conference Boards, eines internationalen Think-Tanks, geben Grund zur Hoffnung: Vor allem Irland und Spanien ist es gelungen, die Lohnstückkosten in der Industrie im Vergleich zum Jahr 2008 zu senken - in Irland um 7,3 Prozent und in Spanien um 3,9 Prozent. Inflationsbereinigt sind die Verbesserungen sogar noch deutlich höher. Italien und Griechenland machen zwar nur kleinere Fortschritte. Im Vergleich zu Deutschland holen allerdings auch diese beiden Länder auf. "Dies ist ein gutes erstes Zeichen", sagt Bert Colijn, Ökonom beim Conference-Board.

Doch mit Kostensenkungen allein wird sich die Lage nicht verbessern. Für Erik Nielsen, Chefökonom der Großbank Unicredit, ist es viel eher entscheidend, "ob die Länder ihre hohen Leistungsbilanzdefizite abbauen können". Die gelten als entscheidender Grund für die Euro-Krise: Jahrelang flossen mehr Kapital und Güter in die Krisenstaaten, als diese exportierten. Die Folge: Die Auslandsverschuldung explodierte.


Auch beim Schuldenabbau Fortschritte

Doch die Bilanz-Ungleichgewichte in der Euro-Zone haben sich zuletzt deutlich angenähert. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass Portugal sein Defizit von 13 Prozent der Wirtschaftsleistung im Jahr 2008 auf vier Prozent im Jahr 2012 reduziert haben wird, Spanien im selben Zeitraum von zehn auf zwei. Auch Griechenland könnte demnach eine Halbierung auf sieben Prozent glücken, während Irland bereits wieder Überschüsse verzeichnet.

Auch beim Schuldenabbau macht die Euro-Zone Fortschritte. Schätzungen des IWF zufolge dürfte das Haushaltsdefizit der Euro-Staaten zwischen 2009 und 2013 um fast vier Prozent der Wirtschaftsleistung - oder rund 350 Milliarden Euro - sinken. Bei den Krisenstaaten liegen die Einsparungen noch höher: Griechenland wird bis 2013 rund zehn Prozent der Wirtschaftsleistung eingespart haben, Portugal, Spanien und Irland rund sieben - und Italien immerhin fünf.

Doch bis die Staaten gänzlich ohne neue Schulden auskommen, ist es noch ein langer Weg.

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