EU-Behörde Zahl der Migranten auf Mittelmeer stark gesunken

Auch 2016 sind hunderttausende Menschen über das Mittelmeer geflüchtet, aber trotzdem zwei Drittel weniger als noch 2015. Das liegt vor allem an der geschlossenen Balkanroute und dem EU-Abkommen mit der Türkei.

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Der Flüchtlingsstrom hat im vergangenen Jahr deutlich abgenommen. Quelle: dpa

Warschau/Rom Die Zahl der Migranten und Flüchtlinge auf dem Mittelmeer ist im vergangenen Jahr drastisch gesunken. 2016 seien etwa 364.000 Menschen über die beiden zentralen Routen über das Meer nach Europa gelangt – fast zwei Drittel weniger als im Jahr davor, teilte die EU-Grenzschutzbehörde Frontex am Freitag mit. Während jedoch die Zahl der in Griechenland angelandeten Migranten extrem gefallen ist, kamen in Italien so viele an wie nie zuvor.

Gründe für den Rückgang in Griechenland sind die geschlossenen Fluchtroute über den Balkan und das EU-Abkommen mit der Türkei, nach dem Flüchtlinge in die Türkei zurückgeführt und Grenzkontrollen verschärft wurden.

Nach vorläufigen Schätzungen kamen letztes Jahr in Griechenland 182.500 Menschen an, fast 80 Prozent weniger als 2015. Dagegen stieg die Zahl der Flüchtlinge auf der zentralen Mittelmeerroute nach Italien um ein Fünftel auf 181.000, eine Rekordzahl, wie Frontex mitteilte. In Griechenland kamen hauptsächliche Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak an. In Italien dagegen aus afrikanischen Ländern wie Nigeria, Eritrea, Guinea, aus der Elfenbeinküste und Gambia.

Mindestens 7495 Migranten und Flüchtlinge sind 2016 auf dem Weg in ein anderes Land ums Leben gekommen. Der überwiegende Teil, 5079, seien bei dem Versuch gestorben, das Mittelmeer zu überqueren, berichtete die internationale Organisation für Migration (IOM) am Freitag in Genf. Die Zahlen seien vorläufig. Berichte über 300 weitere Todesfälle im Mittelmeer würden noch untersucht und seien in der Statistik nicht berücksichtigt. In den vergangenen drei Jahren seien am Tag im Schnitt 17 Flüchtlinge ums Leben gekommen.

Die Zahl für 2016 liege deutlich höher als 2015 und 2014 mit jeweils unter 6000 Todesfällen. Das liege zum großen Teil daran, dass mehr Fälle bekannt und erfasst würden, sagte IOM-Sprecher Joel Millman. Selbst die aktuelle Zahl sei aber womöglich nur die Spitze eines Eisbergs. „18 501 Todesfälle in drei Jahren - das ist einfach schockierend“, sagte IOM-Generaldirektor Willam Lacy Swing. „Wir müssen etwas tun, damit Migration legal und sicher wird für alle.“

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