EU-Parlament Gemeinsam gegen den Brexit

Zum EU-Austritt Großbritanniens strebt das Europaparlament eine gemeinsame Position an. Bei der Debatte wird deutlich, was den Abgeordneten besonders wichtig ist. Territoriale Entscheidungen gehören nicht dazu.

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In Straßburg stimmte eine überzeugende Mehrheit für eine gemeinsame Brexit-Position. Quelle: dpa

Straßburg Das EU-Parlament hat sich mit breiter Mehrheit auf eine gemeinsame Position für die Verhandlungen mit Großbritannien über einen EU-Austritt geeinigt. 516 Abgeordnete stimmten am Mittwoch in Straßburg für eine Resolution, die die Fraktionschefs von Christdemokraten, Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen zuvor ausgearbeitet hatten. 133 lehnten das Papier ab, 50 enthielten sich.

Damit sprach sich das EU-Parlament, das einem Brexit-Abkommen zustimmen muss, gegen finanzielle Zugeständnisse an London aus. Bei der Debatte über die Resolution am Mittwochvormittag hatte sich außerdem herauskristallisiert, was eine Mehrheit unbedingt vermeiden will: ein Rosinenpicken der Briten, ein Abkommen zulasten der Bürger sowie neue Konflikte um Gibraltar und an der nordirischen Grenze.

Der Fraktionschef der Christdemokraten warnte London vor einer harten Verhandlungsposition der EU. „Ein Staat außerhalb der Europäischen Union kann nicht dieselben oder bessere Bedingungen haben als ein Staat innerhalb“, sagte Manfred Weber (CSU). Damit lag er auf einer Linie mit seinem Kollegen von den Sozialdemokraten, Gianni Pittella.

Sorgen machten sich die Abgeordneten über eine „harte Grenze“ zu Nordirland, das Teil des Vereinigten Königreichs ist, sowie den Konflikt um die britische Enklave Gibraltar im Süden Spaniens. „Wo sind wir denn gelandet“, fragte EVP-Fraktionschef Weber. „Sind wir eigentlich noch ganz bei Trost? Wir müssten eigentlich über Digitalisierung, über die Sicherheitsfragen unseres Kontinents reden, und nicht über Debatten der letzten Jahrzehnte.“

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker versprach: „Die Kommission wird Fürsprecher der direkt Betroffenen diesseits und jenseits des Kanals sein.“ Arbeitnehmer, Unternehmer, Studenten und Rentner dürften nicht den Preis für einen EU-Ausstieg Großbritanniens zahlen. „Menschen sind keine Verhandlungsmasse“, sagte er. „Sie dürfen nicht zum Faustpfand in den Verhandlungen werden.“

Auch die Abgeordneten machen in ihrer Resolution die Klärung der Rechte von EU-Bürgern in Großbritannien und Briten im EU-Ausland zur Priorität.

Juncker und EU-Chefunterhändler Michel Barnier betonten bei der Debatte außerdem, dass es keine parallelen Gespräche über ein zukünftiges Abkommen mit Großbritannien geben werde. Ende April wollen die verbleibenden 27 Mitgliedstaaten ihre Verhandlungsleitlinien bei einem Gipfel in Brüssel beschließen.

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