Euro-Krise Kommt die D-Mark zurück?

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Wie funktioniert eigentlich die Spekulation gegen den Euro?

Kreditderivate (Credit Default Swaps, CDS) sind für Hedgefonds die erste Wahl, um auf ein wachsendes Pleiterisiko von Staaten oder Banken zu wetten. Gegen eine oft relativ geringe Jahresgebühr erhalten CDS-Käufer eine Versicherung, die bei einem Bankrott des Schuldners einspringt. Wer griechische Staatsanleihen besitzt, kann also mithilfe von CDS sein Anleiheportfolio absichern. Spekulanten besitzen jedoch keine solchen Anleihen, sondern setzen darauf, dass mit dem Bankrottrisiko auch der Wert der CDS-Absicherungen steigt, die sie dann mit Gewinn verkaufen können. Im Fall Griechenlands hat das sehr gut funktioniert.

Noch im August 2009 kostete es nur 100.000 Euro pro Jahr, zehnjährige griechische Staatsanleihen im Wert von zehn Millionen Euro abzusichern. Anders gesagt: Griechenland-CDS kosteten nur ein Prozent der versicherten Anleihesumme. Anfang Januar war der Preis der Versicherung bereits auf 2,5 Prozent gestiegen. Schon da hatten Hedgefonds, die im August solche Kreditderivate gekauft hatten, ihren Einsatz mehr als verdoppelt. Doch die Prämie stieg weiter: Am Freitag, dem 7. Mai, markierte die CDS-Prämie einen Rekord von 8,23 Prozent, Spekulanten hatten ihren Einsatz seit August 2009 mehr als verachtfacht.

Am Montag nach Verkündung des EU-Notfallplans brachen die CDS-Prämien ein und fielen zeitweise unter drei Prozent. Doch auch bei diesem Niveau haben viele noch Geld verdient.

Darüber hinaus wetteten Hedgefonds mit Terminkontrakten (Futures) auf einen Wertverlust des Euro zum Dollar. Die spekulativen Positionen gegen den Euro erreichten Ende April einen Rekordstand, meldete die US-Aufsichtsbehörde CFTC. Diese Futures-Spekulanten mussten ihre Positionen am Montag panikartig schließen, um Verluste zu begrenzen, und trieben den Euro-Kurs zeitweise um drei US-Cent über den Schlusskurs vom Freitag. Seitdem fällt der Kurs wieder – nicht wegen der Spekulation, sondern wegen der massiven Schuldenprobleme der Euro-Zone.

Kommt bald die D-Mark zurück?

Ginge es nach den Bundesbürgern, würde zwischen Flensburg und Garmisch bald wieder mit der D-Mark gezahlt. Aktuelle Umfragen zeigen, dass mehr als die Hälfte der Deutschen die D-Mark dem Euro vorzöge. Allerdings sieht es derzeit nicht nach einer raschen Rückkehr unserer alten Währung aus. Die Regierungen und die Europäische Zentralbank wollen den Euro mit Zähnen und Klauen verteidigen, selbst wenn sie ihn mit ihren Rettungspaketen weich klopfen wie Brie-Käse in der Mittelmeersonne. Eine Mutation der Währungsunion zur Transfer- und Inflationsunion dürfte jedoch den Widerstand der Bürger gegen den Euro wachsen lassen.

Das könnte mittelfristig politische Strömungen entstehen lassen, die Deutschland aus der Währungsunion herausführen wollen. An den Finanzmärkten wird das zwar noch als Außenseiterszenario gehandelt. Dessen Wahrscheinlichkeit habe jedoch „deutlich zugenommen“, heißt es bei der US-Investmentbank Morgan Stanley. Technisch gesehen wäre eine Rückkehr zur D-Mark kein großes Problem. Die Bundesbank könnte sofort die Versorgung der Wirtschaft mit Geld sicherstellen. Denn auch in der Währungsunion wickelt sie im Auftrag der EZB die Offenmarktgeschäfte zur Liquiditätsversorgung der Geschäftsbanken ab. Zudem hat sie nach wie vor Zugriff auf die nationalen Währungsreserven.

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