Ex-Eurogruppen-Chef Neuer Schuldenschnitt für Griechenland möglich

Ist die Euro-Krise überstanden? Europa feierte Griechenland, weil es sich erstmals an den Finanzmärkten wieder selbst versorgen konnte. Doch Jean-Claude Juncker will einen weiteren Schuldenschnitt nicht ausschließen.

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Der frühere Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, ist Spitzenkandidat der europäischen Christdemokraten für das Amt des EU-Kommissionschefs. Quelle: Reuters

Brüssel/Stuttgart Der frühere Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, hält einen erneuten Schuldenschnitt für Griechenland für möglich. „Ich wünsche keinem Präsidenten der Eurogruppe, das erneut tun zu müssen, aber ich schließe es auch nicht endgültig aus“, sagte der Spitzenkandidat der europäischen Christdemokraten für das Amt des nächsten EU-Kommissionschefs der „Stuttgarter Zeitung“ (Freitag) im Rückblick auf seine eigenen Verhandlungen mit Bankenvertretern und internationalen Geldgebern.

Das finanziell weiterhin angeschlagene Griechenland hatte am Mittwoch erstmals seit zehn Jahren wieder einen Primärüberschuss im Haushalt verbucht. Die Zinslast ist dabei zwar herausgerechnet - Athen hat nun aber bessere Aussichten auf ergänzende Finanzhilfen. Vor zwei Wochen gab Griechenland auch erfolgreich neue Staatsanleihen aus.

Im Rahmen des letzten Schuldenschnitts mussten private Gläubiger 2012 auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten. Die Last der Verbindlichkeiten wurde so um rund 100 Milliarden Euro gedrückt. Die griechische Regierung strebt derzeit aber nur Erleichterungen wie die Streckung von Zahlungsfristen und eine Senkung der Zinsen an. Gegen die Möglichkeit eines tatsächlichen Schuldenschnitts spricht zudem, dass die neuen Anleihen unter britischem Recht ausgegeben werden.

Deutsche Politiker sprachen sich gegen weitere Griechenland-Hilfen auch unterhalb der Schwelle eines Schuldenschnitts aus. „Es darf kein drittes Hilfspaket geben. Die Talfahrt ist noch immer nicht gestoppt“, sagte der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, Peter Ramsauer (CSU), der „Bild“-Zeitung. Auch geringere Zinsen wären für Athen ein „fatales Signal“. Die Chefin des Haushaltausschusses, Gesine Lötzsch (Linke), meinte: „Wir sind dagegen, weiterhin Gelder in ein Fass ohne Boden zu stecken - vor allem, wenn diese nur bei Banken und Millionären ankommen.“

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