EZB-Mitglieder Gemeinsame Bankenaufsicht für Europa gefordert

Führende Mitglieder der Europäischen Zentralbank haben für eine gemeinsame Bankenaufsicht in Europa geworben. Es müssten entschiedene Schritte für die Schaffung einer solchen Banken-Union unternommen werden, hieß es.

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EZB-Experten fordern eine europäische Bankenaufsicht. Quelle: dpa

Frankfurt/Berlin Eine zentralisierte Aufsicht könnte verlorengegangenes Vertrauen in die Kreditwürdigkeit von Banken und Regierungen wiederherstellen, sagte das französische EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeure laut eines am Samstag verbreiteten Redemanuskripts für eine Morgan-Stanley-Veranstaltung.

"Für systemrelevante Institute sollten wir eine gemeinsame europäische Bankenaufsicht schaffen", sagte auch der finnische Notenbankpräsident Erkki Liikanen in einem Interview der "Wirtschaftswoche". Von dieser Aufsicht wären etwa 30 Banken betroffen, die ihre Geschäfte vor allem grenzübergreifend führten. "Für diese Banken sollten wir ein gemeinsames europäisches Verfahren im Falle einer Abwicklung und eine gemeinsame Einlagensicherung schaffen", sagte Liikanen, der auch EZB-Ratsmitglied ist. Bei dem EU-Gipfel Ende Juni sollten ersten Vorschläge dazu diskutiert werden.

Die Rufe nach der EZB als neue Aufsichtsbehörde für die europäischen Banken waren zuletzt angesichts der lange nicht erkannten Krise des Finanzsektors in Spanien lauter geworden. So brachte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag erneut die Frankfurter Währungshüter für diese Rolle ins Spiel. Für die erst vor eineinhalb Jahren neu geschaffene und in London angesiedelte EU-Bankenaufsicht EBA könnte dies das Aus bedeuten. Ihr wird vorgeworfen, auch bei den Geldhäusern in Spanien den Finger nicht in die Wunde gelegt zu haben.

Die Pläne für eine zentralisierte Bankenaufsicht über die großen, internationalen Institute ist Teil des Vorstoßes der EU für eine "Bankenunion", die eine stärkere Kontrolle in Europa ermöglichen soll. Die stabileren Euro-Länder - allen voran Deutschland - fordern als Voraussetzung dafür aber eine EU-Fiskalunion, weil sie fürchten, dass ihre Steuerzahler dann ausländische Banken aus Schieflagen retten müssten, ohne dass sie Einfluss auf deren Heimatländer hätten. Scheitern könnte eine Verlagerung der Aufsicht zur EZB am Widerstand Großbritanniens, das seine Banken keiner zentralen Aufsicht unterstellen will.

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