Fahndung gegen türkische Regierungskritiker Türkei erlässt Haftbefehle gegen 42 Journalisten

Die türkischen Behörden haben einem Medienbericht zufolge die Festnahme von 42 Journalisten angeordnet. Unter den Betroffenen seien insbesondere Journalisten, die der Regierung von Erdogan kritisch gegenüberstehen.

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Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Quelle: dpa

Nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei hat die Istanbuler Staatsanwaltschaft 42 Journalisten zur Fahndung ausgeschrieben, darunter eine prominente Regierungskritikerin. Die Journalistin Nazli Ilicak gehöre zu 42 Verdächtigen, nach denen im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Putschversuch gefahndet werde, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Schlüsselstaat Türkei

Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, die Ermittlungen richteten sich gegen Medien aus dem Netzwerk des Predigers Fethullah Gülen. Die Regierung macht Gülen für den Putschversuch verantwortlich. Unklar war zunächst, ob die Betroffenen bereits festgenommen wurden.

Ilicak war Ende 2013 von der regierungsnahen Zeitung „Sabah“ entlassen worden, als sie im Rahmen von Korruptionsermittlungen den Rücktritt mehrerer Minister der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP forderte. Die Regierung hält die damaligen Korruptionsermittlungen für ein Gülen-Komplott.

Ilicak hatte unter anderem auch für die Zeitung „Bugün“ geschrieben, die den Gülen-Medien zugerechnet wurde. Die Regierung hatte „Bugün“ im vergangenen Jahr unter Zwangsverwaltung gestellt, auf AKP-Kurs gezwungen und später geschlossen.

Turkish Airlines entlässt Mitarbeiter

Die teilstaatliche Fluglinie Turkish Airlines hat 211 Mitarbeiter mit mutmaßlichen Verbindungen zur Gülen-Bewegung entlassen. Das sei Teil der Maßnahmen der Fluggesellschaft gegen die Bewegung des Predigers Fethullah Gülen, teilte Turkish Airlines mit. Die Regierung macht Gülen für den Putschversuch verantwortlich. Die Nachrichtenagentur DHA meldete, unter den Entlassenen sei der Vizedirektor für Finanzangelegenheiten der Airline. Die Regierung hat angekündigt, den Staat von Gülen-Anhängern zu „säubern“.

Schon vor dem Putschversuch war die Türkei keine Demokratie mehr, ist Politikwissenschaftler Roy Karadag überzeugt. Im Interview erklärt er, was Erdogan nun plant und wieso der EU-Flüchtlingsdeal auf der Kippe steht.
von Marc Etzold
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