Finanz- und Schuldenkrise Wie sich Sparer vor Inflation und Deflation schützen

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Bei Inflation auf Pump kaufen

Goldbarren Quelle: dpa

Von hoher Inflation dagegen profitieren Eigentümer. Während Mieter mit steigenden Mieten rechnen müssen, überweisen Käufer weiter die gleiche Kreditrate an die Bank. Ein Festzins-Kredit bietet ihnen Schutz vor Inflation. Da ihr Einkommen mit der Inflationsrate nominal steigt, fällt es ihnen leichter, für die fixen Kreditraten aufzukommen; Monat für Monat müssen sie weniger Kaufkraft dafür aufwenden. Gefährlich wird es bei galoppierender Inflation: Steigen die Lebenshaltungskosten sehr stark, könnten die Eigentümer den Kredit nicht bedienen, da sie einen Großteil ihres Einkommens für Lebensmittel und Heizung aufwenden müssten.

Überreizen sollten Anleger die Finanzierung per Kredit also in keinem Fall. In Zeiten hoher Inflation können auch die Zinsen stark steigen. Verfügt man nicht über ein indexgebundenes laufendes Einkommen, kann man bei der Bedienung des Kredits in Verzug geraten. Elke Drillisch etwa macht sich heute schon Sorgen um eine Anschlussfinanzierung in zehn Jahren. „Wenn die Inflation hoch ist, könnten die Zinsen ja steigen.“ Wer Sicherheit will, sollte etwa drei Zehntel-Prozentpunkte mehr für den Kredit zahlen und sich den Zins für 15 Jahre sichern. Nach zehn Jahren kann der Kredit problemlos vorzeitig gekündigt werden.

Für Familie Drillisch mit ihren 230.000 Euro Vermögen bietet sich folgendes Modell an: Ein Kredit von 150.000 Euro kostet bei 15 Jahren Zinsbindung und zwei Prozent Tilgung derzeit etwa 3,7 Prozent Zins gleich 703 Euro monatlich – bei 4000 Euro Haushalts-Nettoeinkommen wären die auch bei Arbeitslosigkeit eines Partners finanzierbar. Zusammen mit 180.000 Euro Eigenkapital stünden 330.000 Euro für ein Haus bereit, abzüglich Nebenkosten etwa 310.000 Euro – dafür bekommt man auch im Rhein-Main-Gebiet ein Reihenhaus. 50.000 Euro könnten – zur Streuung und für Notfälle – als Reserve gehalten werden. Diesen Betrag sollten Drillischs in Wertpapieren und Gold anlegen.

Gold für den Tag X

Wichtigstes Anlageziel für die kommenden Jahre ist nicht eine überragende Performance, sondern der Erhalt des Vermögens. Dabei hilft Gold. Regierungen können Gold nicht durch inflationären Gebrauch entwerten, auch droht dem Besitzer physischen Goldes keine Enteignung durch Konkurserklärung eines Schuldners. Gold gehört daher als Versicherung in jedes Portfolio – auch dann, wenn bei Deflation Anlagegüter billiger werden. Einen wichtigen Beleg, dass Gold diese Funktion des sicheren Hafens tatsächlich erfüllt, lieferte der 6. Mai 2010. Als die Wall Street kurzzeitig kollabierte, hielt sich neben US-Staatsanleihen nur noch Gold. Wer Gold nicht spekulativ, sondern als Versicherung gegen einen Wertverfall seiner Währung begreift, kann Schwankungen des Goldpreises gelassen sehen.

Grundsätzlich gilt, dass Anleger, die ihr Geld selbst verwalten, möglichst viel Kontrolle behalten und Gebühren sparen sollten. Dazu ist direkter Zugriff wichtig: lieber eine kleine Wohnung als eine Beteiligung an einem geschlossenen Fonds, lieber Aktien als Aktienfonds, lieber Anleihen als Lebensversicherungspolicen.

Am einfachsten ist diese Regel bei Gold anzuwenden. Die 20 Prozent des zu investierenden Vermögens sollten nicht in Zertifikate gehen, sondern in Barren und Münzen. Familie Drillisch bekäme für 10.600 Euro – gut 20 Prozent ihres investierbaren Barvermögens – beim Internet-Händler Westgold zehn Krügerrand-Münzen. Nach einem Jahr wären Gewinne steuerfrei, anders als bei mit Gold besicherten Wertpapieren, die wie Aktien der Abgeltungsteuer unterliegen.

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