Finanz- und Schuldenkrise Wie sich Sparer vor Inflation und Deflation schützen

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Liquide Staatspapiere

Aktienkurse

Diese Probleme hat ein Staat nicht. Er geht erst dann pleite, wenn er keine Gläubiger für neue Anleihen mehr findet oder wenn er die Zinszahlungen aus seinem Haushalt nicht mehr bedienen kann. Trotz 1700 Milliarden Euro Staatsschulden halten Investoren die Bundesrepublik nach wie vor für solide. Eine Flucht in Bundespapiere hat in den vergangenen Wochen die Renditen auf Rekordtiefs gedrückt. Für zwei Jahre erhalten Anleger vom Bund derzeit noch schlappe 0,4 Prozent, auch über zehn Jahre gibt es nur 2,7 Prozent.

Großinvestoren kaufen lieber Bundespapiere, als Kapital auf Bankkonten zu belassen. Denn im Ernstfall wird der Staat eher Banken pleitegehen lassen als sich selbst. „Ich kaufe Bundespapiere nicht, weil sie Rendite bringen, sondern weil sie liquide sind und ich mein Geld wiederbekomme“, sagt Vermögensmanager Zulauf. Für private Anleger, die ein paar Zehntausend Euro parken wollen, eignen sich Tagesgeldkonten; wer höhere Summe liquide halten will, streut auf mehrere Banken und kauft kurzlaufende Bundespapiere. Faustformel: lieber hohe Sicherheit als den letzten Zehntelpunkt Rendite. Vorteil von Tagesgeld und Kurzläufern ist die Flexibilität. Sollte die niedrige Inflation eines Tages Geschichte sein, lassen sich Gelder schnell umschichten.

Als Alternative bieten sich noch zwei bis drei Jahre laufende Anleihen von Unternehmen an, etwa von Evonik, Sixt oder Stada, die Renditen von bis zu vier Prozent bringen. Allerdings sind diese Papiere bei Turbulenzen an den Kapitalmärkten zu fairen Kursen nicht liquidierbar.

Um einen Schutz vor Preissteigerung einzubauen, können Anleger auch inflationsgeschützte Staatsanleihen kaufen. Diese Papiere sind an einen Verbraucherpreisindex gekoppelt. Steigen die Preise und damit der Index, erhöht sich der niedrige Grundzins der Anleihe um die Inflationsrate. Die Schutzwirkung entfaltet sich erst am Laufzeitende, wenn das Papier zum Nennwert plus der aufgelaufenen Inflation zurückgezahlt wird.

Lebensversichert mit Anleihen

Wer eine Lebensversicherung besitzt, braucht keine Zinspapiere. Sie machen schon 70 bis 80 Prozent der Investments der Lebensversicherer aus. Ebenfalls gut versorgt sind Versicherte mit Bankenpapieren. Ende 2009 steckten 15 Prozent der Versicherer-Anlagen in Darlehen an Kreditinstitute – kein beruhigendes Gefühl, weder in Deflations- noch in Inflationsphasen. Die vertraglich garantierten Zinsen der Lebensversicherung konnten die Inflationsrate nicht immer ausgleichen.

Erst die freiwillige Überschussbeteiligung machte die Anlage zum Plusgeschäft. Selbst die reichte aber nicht immer: So schlug die Allianz am Ende der Vertragslaufzeit in den Jahren 1973 und 1974 nicht mal die Inflation. Kunden verloren real jeweils 0,4 Prozent – und dies bezogen nur auf den Sparanteil, also jene drei Viertel der Beiträge, die nach Kosten für Todesfallschutz und Vertreterprovision angelegt werden. Die Gesamtrendite auf die gezahlten Beiträge ist schwächer.

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