Finanzierung der Infrastruktur Versicherer sollen in Straßenbau investieren

Politiker hoffen angesichts leerer Staatskassen, dass Versicherer in den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur investieren. Die Konzerne fordern geringere Kapitalanforderungen. Ihre Aufseher halten das für unangemessen.

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Versicherer wie Allianz und Münchener Rück sind im Grundsatz dazu bereit, in die öffentliche Infrastruktur zu investieren. Sie stellen aber eine Forderung. Quelle: dpa

Frankfurt Investitionen in große Infrastrukturprojekte lohnen sich für Versicherungskonzerne nach Auffassung ihrer Aufseher auch ohne zusätzliche finanzielle Anreize. Der Chef der EU-Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA, Gabriel Bernardino, wehrte sich am Mittwoch auf einer Branchenkonferenz in Frankfurt gegen Forderungen der Versicherer, solche Investitionen mit geringeren Kapitalanforderungen zu belegen. „Wir müssen weiterhin betonen, dass unangemessene Anreize, in irgendeine Assetklasse zu investieren, nicht zu einem risikobasierten, vernünftigen Regime passen“, sagte Bernardino.

Europäische Politiker hoffen angesichts leerer Staatskassen, dass die Versicherer mehr von ihren 8,5 Billionen Euro schweren Kapitalanlagen in den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur – Stromtrassen, Windräder, Brücken oder Autobahnen – stecken. Versicherer wie Allianz und Münchener Rück sind dazu im Grundsatz bereit. Sie stören sich aber daran, dass sie für solche Kapitalanlagen nach der neuen EU-Richtlinie „Solvency II“ deutlich mehr Eigenkapital zurücklegen müssen als etwa für Immobilien, obwohl sie ähnlich sicher seien. Immobilien werden mit 25 Prozent belegt, bei Infrastruktur-Investments sind es bis zu 70 Prozent.

Bernardino argumentierte, eine isolierte Betrachtung der Risikogewichte dieser Investitionen führe zu falschen Schlüssen. „Wenn wir unserer Analyse die Grenzrendite auf das regulatorische Kapital zugrundelegen, sind Investitionen in Verbriefungen von hoher Qualität, Infrastruktur-Kredite und Private Equity, zumindest relativ gesehen, ziemlich attraktiv.“

Versicherer sind derzeit auf der Suche nach alternativen Kapitalanlagen, weil europäische Staatsanleihen kaum mehr Zinsen abwerfen. Die Unternehmen reagierten auf das Niedrigzinsumfeld mit neuen Produkten und einer breiteren Streuung ihrer Anlagen, stellte Bernardino fest. Neben Investitionen in Infrastruktur-Projekte vergeben sie direkt Kredite, schichten Staatsanleihen in Firmenanleihen um, investieren mehr in Schwellenländern und steigern ihre Aktienquoten leicht. Ein „Herdentrieb“ sei aber nicht festzustellen, sagte Bernardino. „Mit Blick auf die Finanzstabilität wären das gute Nachrichten.“

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