Flüchtlinge in Griechenland Nato-Einsatz setzt Schlepper unter Druck

Die Zahl der Migranten in Griechenland ist auf 36.000 gestiegen. Wegen der Schließung der Balkanroute erwartet das Land bis zu 150.000 weitere Flüchtlinge. Immerhin: Die Nato-Patrouillen in der Ägäis wirken offenbar.

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Lange kamen durchschnittlich rund 2000 Menschen von der Türkei aus auf den sehr nahen Ägäisinseln des EU-Mitglieds Griechenland an. Quelle: dpa

Athen Griechenland sieht erste Hinweise, dass die Nato-Patrouillen in der Ägäis die Zahl der ankommenden Flüchtlinge auf den griechischen Inseln verringern. Vizeverteidigungsminister Dimitris Vitsas sagte am Mittwoch, der diese Woche begonnene Einsatz setzte Schlepper unter Druck.

Lange kamen durchschnittlich rund 2000 Menschen von der Türkei aus auf den sehr nahen Ägäisinseln des EU-Mitglieds Griechenland an. „Gestern hatten wir rund 700 Menschen“, sagte Vitsas dem staatlichen Radiosender.

Türkei verhandelt derzeit mit der EU über ein Maßnahmenpaket, das den Zustrom von Flüchtlingen nach Europa senken soll. Athen und Ankara sind sich dabei einig über eine Rücknahmevereinbarung, nach der illegal nach Griechenland einreisende Menschen zurück in die Türkei geschickt werden dürfen.

Der griechische Krisenstab teile am Mittwoch mit, dass die Zahl der Migranten in Griechenland nach der faktischen Schließung der Balkanroute auf fast 36.000 gestiegen ist. Die Zahl ändere sich von Stunde zu Stunde, da immer mehr Menschen aus der Türkei ankämen, hieß es.

Die meisten Flüchtlinge warten im Aufnahmelager von Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze auf ihre Weiterreise. Nach Angaben des Krisenstabes harrten dort am Mittwoch rund 8550 Migranten aus. Humanitäre Organisationen schätzten die Zahl dagegen auf bis zu 14.000.

Zugleich befanden sich laut Krisenstab am Mittwochmorgen knapp 7300 Migranten auf den Inseln der Ostägäis sowie gut 9400 in verschiedenen Lagern im Raum Athen. Etwa 160 Menschen seien in Mittelgriechenland in Hotels und etwa 18.000 sind in mehreren Lagern in Nordgriechenland untergebracht.

Athen und der für die Migration zuständige EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos rechnen damit, dass bis zum Monatsende wegen der Schließung der Balkanroute mehr als 100.000 Migranten in Griechenland festsitzen werden. Der griechische Außenminister Nikos Kotzias erwartet bis zu 150.000 Migranten. Der Bericht des Krisenstabes lag der Deutschen Presse-Agentur vor.

Seit Jahresbeginn und bis zum 7. März haben aus der Türkei mehr als 132 000 Migranten zu den griechischen Inseln übergesetzt. 38 Prozent davon waren Kinder, 22 Prozent Frauen und 40 Prozent Männer. Dies teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk am Mittwoch mit.

Allein in den ersten sieben Tagen des März kamen 9510 Migranten. Zum Vergleich: Im ganzen März des Vorjahres waren nur 7878 Migranten aus der Türkei nach Griechenland gekommen. 48 Prozent der Ankömmlinge stammen aus Syrien, 26 Prozent aus Afghanistan und 17 Prozent aus dem Irak.

In Piräus kamen am Mittwochvormittag 673 Migranten aus den Inseln Lesbos, Chios, Kos und Leros an. Trotz der faktischen Schließung der Balkanroute sagten sie Reportern, sie wollten versuchen, sich über Nordgriechenland nach Mitteleuropa durchzuschlagen. Humanitäre Organisationen befürchten, dass es in Idomeni zu Wutausbrüchen der Migranten kommen könnte.

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