Flüchtlinge in Griechenland „Nieder mit dem rassistischen Pakt“

Die Lage in Griechenland wird immer dramatischer. Afghanen und Syrer gehen mit Messern und Steinen aufeinander los. Tausende Asylsuchende demonstrieren in Athen. Eine Europa-Flagge brennt.

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Im Zentrum von Athen demonstrierten mehr als 2000 Migranten gegen das Flüchtlingsabkommen. Quelle: dpa

Athen/Piräus Bei schweren Zusammenstößen zwischen Migranten in verschiedenen Camps in Griechenland sind mindestens acht Menschen verletzt worden. Bei den Auseinandersetzungen seien Steine geflogen und Messer eingesetzt worden, teilten die Behörden am Donnerstag mit. Hintergrund waren Streitigkeiten zwischen verschiedenen Nationalitäten, dabei ging es etwa um laute Musik oder eine Frau. Schauplätze waren die Camps in Piräus, Idomeni und auf der Insel Chios. Seit die Balkanroute vor knapp drei Wochen für Flüchtlinge geschlossen wurde, stecken in Griechenland Zehntausende verzweifelte Migranten fest.

Das Parlament in Athen soll am Freitag im Eilverfahren die nötigen Vorgaben zur Umsetzung des Flüchtlingspakts der EU mit der Türkei ratifizieren. Der entsprechende Gesetzentwurf wurde am Donnerstag dem Parlament vorgelegt, wie das Staatsfernsehen (ERT) berichtete. Wichtigster Bestandteil der Vorlage ist die Rechtmäßigkeit der geplanten Rückführung von Flüchtlingen und Migranten in die Türkei. Wie sich aus dem Entwurf ergibt, würde mit den neuen Bestimmungen die Richtlinie der EU zu Asylrecht und sicheren Drittstaaten übernommen.

Im Hafen von Piräus, wo fast 6.000 Menschen in Wartehallen und Zelten ausharren, gingen in der Nacht Afghanen und Syrer aufeinander los. Wie die griechische Nachrichtenagentur Ana unter Berufung auf die Hafenpolizei berichtete, wurden acht Menschen verletzt, zwei davon schwer. Auslöser: Ein Afghane soll eine syrische Frau belästigt haben.

Nach den Zusammenstößen will die Regierung das überfüllte provisorische Camp in Piräus schrittweise räumen lassen. Die Menschen sollen auf andere Lager verteilt werden, wie ein Sprecher des Stabes für die Flüchtlingskrise im griechischen Fernsehen sagte. Zunächst sollten rund 300 aus Syrien stammende Flüchtlinge in ein Aufnahmelager im Westen der Halbinsel Peloponnes gebracht werden. Rund 700 Afghanen sollten in einem Lager in der Hauptstadt Athen untergebracht werden.

Im behelfsmäßigen Lager von Idomeni an der blockierten mazedonischen Grenze attackierten sich mehrere Migranten mit Messern. Der Streit dort sei zwischen verschiedenen Nationalitäten während einer Feier ausgebrochen, bei der Migranten Musik spielten, berichteten Reporter vor Ort.

Auch auf der Insel Chios ist es nach Informationen aus Kreisen der Küstenwache zu Schlägereien in einem Internierungslager für Flüchtlinge und Migranten gekommen. Diese Menschen sollen in den kommenden Tagen im Rahmen des Flüchtlingspakts in die Türkei zurückgeschickt werden.

Am Mittwochabend demonstrierten im Zentrum Athens mehr als 2000 Migranten gegen das Flüchtlingsabkommen. Auf Transparenten stand „Nieder mit dem rassistischen Pakt“ und „Öffnet die Grenzen“. Die Demonstranten zündeten eine EU-Fahne vor den Büros der Europäischen Union an. Unter den Demonstranten waren auch linke Aktivisten, wie das Fernsehen berichtete.

Unterdessen hat der Flüchtlingszustrom über die Ägäis in den vergangenen 24 Stunden wieder abgenommen. Insgesamt setzten 377 Migranten aus der Türkei zu den griechischen Inseln über. Dies teilte der griechische Stab für die Flüchtlingskrise am Donnerstag mit. Am Mittwoch waren 766 Menschen gekommen. Am Dienstag und Montag waren jeweils 192 und 232 Menschen angekommen. Am 27. März hatten nur 73 Migranten übergesetzt.

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