Flüchtlinge Schleuser suchen neue Routen im Mittelmeer

Der Nato-Einsatz in der Ägäis hat die Flüchtlingszahlen bisher nicht drücken können. Die türkische Regierung soll dem Militärbündnis daher ermöglichen, alle Flüchtlingsrouten in der Ägäis zu kontrollieren.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Auch der Nato-Einsatz hat bisher nicht erreichet, dass die Zahl der ankommenden Flüchtlinge in Griechenland sinkt. Quelle: dpa

Berlin Die Flüchtlings-Schleuser in der Türkei stellen sich mit Ausweichmanövern auf den Nato-Einsatz in der Ägäis ein. Die 20 bis 40 Flüchtlingsboote pro Tag suchten sich ihre Routen danach aus, wie der Nato-Verband mit seinen sieben Schiffen aufgestellt sei, sagte Nato-Kommandeur Jörg Klein der Deutschen-Presse-Agentur. „Wenn wir da sind, wirkt das. Aber die Schleuser sind sehr flexibel und verlagern ihre Schwerpunkte.“

Die Präsenz an einzelnen Küstenabschnitten reicht laut Klein nicht aus. „Wenn sie Lesbos abriegeln, dann ist zu erwarten, dass sich die Flüchtlingsströme andere Wege suchen“, sagte der Flottillenadmiral, der mit dem Versorgungsschiff „Bonn“ in der Ägäis unterwegs ist. „Deswegen ist es sinnvoll und auch geplant, die Nato-Aktivität möglichst rasch auf weitere Küstengewässer in der Ägäis auszuweiten.“

Zuvor hatte bereits die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Türkei aufgefordert, dem Nato-Verband in der Ägäis die Kontrolle aller Flüchtlingsrouten zu ermöglichen. Es sei bei dem Einsatz zu beobachten, dass Schleuser auf andere Inseln auswichen, wenn nur eine überwacht werde, sagte Merkel in ihrer Regierungserklärung am Mittwoch. „Deshalb brauchen wir Zugang zu allen Bereichen der türkischen Territorialgewässer“, mahnte Merkel.

Bisher hat der Nato-Einsatz noch nicht zur gewünschten Eindämmung der Flüchtlingsbewegung von der Türkei nach Griechenland geführt. In der ersten Woche unterschieden sich die Zahlen kaum von denen der Vorwoche. Der Nato-Verband überwacht bisher nur den Seeraum zwischen der Türkei und Lesbos. Auch dort haben die Flüchtlingszahlen aber nicht abgenommen.

Die Nato hatte Anfang vergangener Woche damit begonnen, direkt an den Schleuserrouten in der Ägäis Kriegsschiffe zu positionieren. Der von der Bundeswehr bereitgestellte Einsatzgruppenversorger „Bonn“ - das Flaggschiff der Mission - ist seitdem immer wieder in dem schmalen Seegebiet zwischen der türkischen Küste und der griechischen Insel Lesbos unterwegs.

Auch wenn man nur diese Route betrachtet, sind bislang praktisch keine Veränderungen bei den Flüchtlingsbewegungen erkennbar. Seit Beginn des Einsatzes kamen auf Lesbos mehr als 5130 Menschen an, in der Woche davor waren es 5117.

Auch auf Chios, Samos, Kos, Leros und einige kleinere Inseln landen Flüchtlingsboote. Dort kontrolliert die Nato aber noch nicht. Insgesamt sind an dem Einsatz inzwischen sieben Schiffe beteiligt, von denen vier auf den Flüchtlingsrouten unterwegs sind.

Hauptziel des Nato-Einsatzes ist es, Informationen über Schlepperaktivitäten zu sammeln und an die Küstenwachen zu melden. Diese sollen dann dafür sorgen, dass möglichst keine Flüchtlingsboote mehr in Richtung Griechenland starten oder die Flüchtlinge abgefangen und in die Türkei zugebracht werden.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%