Flüchtlinge und Balkanroute Tusk begrüßt Schließung der Balkanroute

Der EU-Ratspräsident Tusk findet es gut, dass Slowenien und drei andere Länder die Balkanroute geschlossen haben. Dagegen fürchtet Sofia, dass nun ein neuer Flüchtlingsweg durch Bulgarien entstehen könnte.

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Schon 13.000 Flüchtlinge harren in Griechenland am Grenzübergang zu Mazedonien aus. Quelle: dpa

Brüssel, Sofia EU-Ratspräsident Donald Tusk hat die Schließung der Balkanroute für Flüchtlinge begrüßt. „Bei den irregulären Migrationsströmen entlang der Westbalkanroute ist das Ende erreicht“, erklärte Tusk am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Dies sei keine Frage einseitiger Maßnahmen, sondern eine gemeinsame Entscheidung der 28 EU-Staaten.

Nach Slowenien, Kroatien und Serbien hat auch Mazedonien seine Grenze für Flüchtlinge praktisch geschlossen. In Zukunft dürften nur noch Menschen mit gültigen Reisepässen und Visa einreisen, berichteten die Medien am Mittwoch in Skopje unter Berufung auf die Regierung. Damit ist die Balkanroute, über die 2015 mehr als eine Million Menschen nach Österreich und vor allem nach Deutschland gekommen waren, faktisch dicht.

Bulgarien will nach der Schließung der Balkanroute verhindern, dass nun ein neuer Flüchtlingsweg nach Westeuropa durch sein Staatsgebiet entsteht. „Wir haben dieses Risiko erkannt und ergreifen alle Maßnahmen dagegen“, sagte Innenministerin Rumjana Batschwarowa, die auch Vizeregierungschefin ist, dem Staatsfernsehen in Sofia am Mittwoch.

Bulgarien verstärke seine Möglichkeiten „organisatorisch und ressourcenmäßig“, diesen Versuchen vorzubeugen, betonte Batschwarowa. Nach der Schließung der serbischen Grenzen habe sich die Situation in Bulgarien nicht verändert: Auch zuvor seien jeden Tag Migranten festgehalten worden, die in das westliche Nachbarland Serbien gelangen wollten.


Bulgarien verlängert bereits einen Zaun

Die Armee und Polizei des ärmsten EU-Landes Bulgarien hatten vor wenigen Tagen an der Grenze zu Griechenland einen gemeinsamen Einsatz gegen einen massiven Migrantenzustrom geübt. Das Nicht-Schengen-Land befürchtet einen größeren Zustrom, weil auf der griechischen Seite der Grenze zu Mazedonien viele Tausende Flüchtlinge festsitzen.

Bulgarien verlängert zurzeit einen schon Mitte 2014 errichteten, 30 Kilometer langen Zaun entlang der türkischen Grenze, damit Migranten ausschließlich über die Grenzübergänge einreisen - und nicht illegal über die grüne Grenze.

Trotz der geschlossenen Schlagbäume strömen immer noch mehr Flüchtlinge an die griechische Grenze zu Mazedonien. Bei Idomeni stauen sich bereits bis zu 14.000 Menschen, Mazedonien lässt fast niemanden mehr durch. Heftiger Regen machte die Not der in Zelten oder unter freiem Himmel kampierenden Menschen am Mittwoch noch schlimmer.

Dennoch kamen Dutzende weitere Männer, Frauen und Kinder nach einem mehr als 15 Kilometer weiten Fußmarsch von einer nahen Tankstelle ins Camp direkt an der Grenze. Viele trugen einfache Ponchos, um Regen und Feuchtigkeit abzuhalten.

Idomeni war monatelang die Hauptdurchgangsstation der Flüchtlinge zur westlichen Balkanroute in Richtung Mitteleuropa. Seit Mazedonien und andere Länder ihre Grenzen dicht gemacht haben, gilt die nordgriechische Region als Krisengebiet.

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