Flüchtlingskrise Kerry und Lawrow suchen Auswege aus dem Syrien-Krieg

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Zehntausende Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa

Allerdings schwanken die Angaben zur Zahl der Flüchtlinge: Mindestens 70.000 seien allein im Großraum Aleppo auf der Flucht, sagte Saidun al-Soabi, Leiter einer syrischen Hilfsorganisation, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Und die Zahl der Hilfesuchenden werde in den nächsten Tagen deutlich steigen, da immer mehr Menschen ihre Heimatorte wegen der zunehmenden Gewalt verließen. Andere Aktivisten sprachen zuletzt von 20.000 Vertriebenen. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières/MSF) warnte, die humanitäre Lage im Raum Aleppo sei ernst und verschlechtere sich immer weiter.

Russlands Luftwaffe bombardierte zur Unterstützung des syrischen Regimes erneut Ziele in Syrien. Die Jets hätten 13 Angriffe auf die ostsyrische IS-Hochburg Al-Rakka geflogen, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Dabei seien mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen, darunter 13 IS-Kämpfer und zwei Kinder.

Fakten zum Terror im Irak

Lawrow sagte in Wien zu den umstrittenen russischen Luftangriffen, Russland und Jordanien hätten sich darauf geeinigt, sich gegenseitig über militärische Handlungen in der Region zu informieren. Dafür solle in der jordanischen Hauptstadt Amman ein Arbeitsmechanismus eingerichtet werden.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte sich vor den Wiener Gesprächen hinter seinen Verbündeten Assad gestellt. Bei einer Niederlage könnten Terroristen in der Hauptstadt Damaskus einen „Brückenkopf für eine globale Ausweitung“ errichten - dies müsse verhindert werden, sagte Putin am Donnerstag.

Russland will nach den Worten Putins mit seinen Luftangriffen den Weg für eine politische Lösung freimachen. „Der militärische Sieg beseitigt nicht alle Probleme, aber er kann Bedingungen schaffen für einen politischen Prozess unter Teilnahme aller gesunden, patriotischen Kräfte in der syrischen Gesellschaft.“

Zehntausende Flüchtlinge sind derzeit auf dem Weg nach Europa - über die Türkei, Griechenland und die Westbalkanroute. Slowenien verzeichnete am Freitag nach Polizeiangaben mit 14 000 ankommenden Flüchtlingen abermals einen Rekord. Das kleine EU-Land fühlt sich völlig überfordert. Weil Slowenien eine EU-Außengrenze hat, müsste es eigentlich alle Ankommenden registrieren.

Ähnlich wie Deutschland erlebt derzeit auch Schweden einen großen Zustrom von schutzsuchenden Menschen. Als Konsequenz verschärft das skandinavische Land jetzt die Regeln für die Aufnahme von Asylbewerbern. So wird beispielsweise eine befristete Aufenthaltserlaubnis eingeführt.

Nach den Syrien-Gesprächen war in Wien auch ein Treffen des sogenannten Nahost-Quartetts aus UN, EU, USA und Russland geplant. Dazu wurde die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini erwartet. Die Vereinten Nationen sollten dem Vernehmen nach vom UN-Nahostbeauftragten Nikolai Mladenow vertreten werden.

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