Im Konflikt um Katar ist das Golf-Emirat bereit zu Verhandlungen mit seinen Widersachern. Sein Land halte die Diplomatie für den besten Weg zur Lösung der Krise und nicht eine Eskalation, sagte Katars Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani am Freitag nach einem Gespräch mit seinem deutschen Kollegen Sigmar Gabriel in Wolfenbüttel. Gabriel warnte vor einer Verschärfung des Konflikts und rief zu Gesprächen auf. „Wir sind der festen Überzeugung, dass jetzt die Stunde der Diplomatie ist“, erklärte er.
Saudi-Arabien, Bahrain die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten hatten in der Nacht zuvor 59 Personen und zwölf Organisationen mit angeblichen Verbindungen zu Katar auf eine „Terrorliste“ gesetzt. Sie alle würden von dem Golf-Emirat finanziert oder seien dort ansässig und hätten Kontakte zu Terroristen, erklärten sie. Für die Betroffenen bedeutet der Eintrag auf der „Terrorliste“ vor allem Kontensperren und erschwerte Auslandsgeschäfte.
Mit dem Schritt verschärften sie ihre Strafmaßnahmen gegen Katar. Bereits zuvor hatten sie alle diplomatischen Kontakte abgebrochen und den Luftverkehr mit dem Emirat gestoppt. Die Nachbarländer schlossen die Grenzen. Die Staaten werfen Katar die Unterstützung von Terrororganisationen und Nähe zum schiitischen Iran vor, den vor allem das sunnitische Saudi-Arabien als Erzrivalen betrachtet.
Katars Rivalen wollen in der schwersten diplomatischen Krise am Golf seit Jahren erst nachgaben, wenn das Emirat seine Politik ändert. Katars Regierung zeigt sich aber bisher ebenso unnachgiebig.
Mohammed Al Thani wies die neuen Sanktionen als unbegründet zurück. Auf der „Terrorliste“ ständen zahlreiche Personen, die keinerlei Verbindung zu Katar hätten und auch nicht dort lebten. Die Maßnahmen gegen sein Land widersprächen internationalem Recht, sagte der Außenminister. „Wir leben nicht nach dem Gesetz des Dschungels.“ Die Krise habe negative Auswirkungen auf die gesamte Golf-Region.
Das ist Katar
Das Emirat Katar im Osten der arabischen Halbinsel ist geografisch zwar nur etwa halb so groß wie Hessen, gewinnt international aber sowohl politisch als auch wirtschaftlich immer mehr an Bedeutung. Große Vorkommen an Erdöl und Erdgas machten Katar zu einem der reichsten Länder der Erde. Das Land ist 2022 Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft.
Quelle: dpa
Rund 2,2 Millionen Menschen leben in Katar, von denen der Großteil aus dem Ausland kommt und als Gastarbeiter beschäftigt ist.
Das Land hat zahlreiche Beteiligungen an europäischen Unternehmen, darunter etwa Anteile am VW-Konzern und an der Baufirma Hochtief. Der arabische Nachrichtensender al-Dschasira hat seinen Sitz in Katar. Katar ist Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und hat unter anderem zusammen mit Saudi-Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten den Golfkooperationsrat mitgegründet, der eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik in der Region als Ziel hat. Südlich der Hauptstadt Doha befindet sich der größte Stützpunkt der US-Armee in der arabischen Welt.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert Katar für die Ausbeutung von Gastarbeitern und eingeschränkte Meinungsfreiheit.
Gabriel warnte vor einer Verschärfung des Konflikts. Deutschland habe ein Interesse an einer friedlichen Lösung, sagte er. Die Menschen in Katar würden Blockaden und den Abbruch diplomatischer Beziehungen zu spüren bekommen, aber auch die deutsche Wirtschaft sei betroffen.
Er hoffe auf eine schnelle Lösung, damit sich wieder auf den eigentlichen Gegner, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), konzentriert werde, erklärte Gabriel weiter. Dafür müsse die Koalition gegen den IS, zu der auch Katar gehört, zusammenstehen.