Gefahr für die Demokratie Wie der Frust abgehängter weißer Männer Populismus schürt

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Neue Jobs im Gesundheitssektor

Gemäß den Prognosen des Bureau of Labor Statistics werden neue Jobs in den USA in den nächsten zehn Jahren vor allem aus dem Gesundheitsbereich kommen. Ein Wachstum um drei bis fünf Prozent wird vorhergesagt.
Die Verlierer hingegen stammen beinahe ausschließlich aus dem Industriesektor. Die dortigen Jobs aber werden nicht zurückkommen. Dennoch haben leider nur ganz wenige derer, die zum Beispiel in Detroit ihre Arbeit bei General Motors, Ford und Chrysler verloren haben, eine Umschulung ins Auge gefasst. Lieber sind sie abgewandert, häufig enttäuscht und ohne Perspektiven, vom Staat kaum unterstützt. Für sie heißt es nun, entweder Trumps Versprechungen zu glauben, die Amerika wieder „great“ machen sollen, oder umdenken und umstrukturieren. Mehr Männer in Pflege und Betreuung, in Spitälern, Altersheimen, Kindergärten und Schulen und mehr Männer in der Kinder- und Elternbetreuung.

Das versprechen die Präsidenten-Anwärter
Figuren von Trump und Clinton Quelle: dpa
Donald Trump Quelle: REUTERS
Hillary Clinton Quelle: AP
Donald Trump Quelle: AP
Clinton Quelle: AP
Figuren von Trump und Clinton Quelle: dpa
Hillary Clinton Quelle: REUTERS

In etwas mehr als 40 Prozent der US-Haushalte mit Kindern unter 18 Jahren ist die Mutter die hauptsächliche oder alleinige Einkommensquelle. Dieser Anteil hat sich in den letzten 50 Jahren vervierfacht. Unsere Idealbilder und Rollenvorstellungen haben sich aber mit dieser neuen Realität noch nicht abgefunden. Viele geben immer noch an, dass ein „richtiger“ Mann voll zu arbeiten habe und eine „gute“ Frau mehrheitlich zu Hause sein sollte.

Die Adjektive „richtig“ und „gut“ sind bewusst gewählt, da Männer gemäß unserer Stereotype vor allem ihre Kompetenz unter Beweis stellen müssen, während bei Frauen Normverletzungen zusätzlich auch noch als moralisch verwerflich beurteilt werden.

Umdenken fällt uns entsprechend schwer. Initiativen wie die in der Schweiz lancierte Kampagne zum „Teilzeitmann“ und zur „Teilzeitkarriere“ haben das Ziel, „Teilzeit und Jobsharing salonfähig zu machen“. Sie scheint einige Erfolge verbuchen zu können, auch wenn das Wort „Teilzeit“ unglücklich ist. Wer nur einen Teil der Leistung bringt, wird oft nicht für voll genommen. Das ist ganz ähnlich wie mit einem halb vollen Glas Wein. Wer 0,1 Liter Wein aus einem 0,2-Liter-Glas trinkt, ist weniger zufrieden als jemand, der denselben Wein aus einem 0,1-Liter-Glas genießt.

Entsprechend sollten wir Arbeit neu definieren. Niemand sollte 20 Kunden nur zu 50 Prozent betreuen. Vielmehr sollten zehn Kunden vollumfänglich beraten werden; ein Konzept, das für Mitarbeitende unabhängig von ihrem Geschlecht attraktiv ist und von der Silicon Valley Bank in Kalifornien erfolgreich praktiziert wird. In Sachen Brexit kommt das Umdenken zu spät. Für die US-Wahlen besteht noch Hoffnung.

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