Geld, Handel, Schulden Die globale Wirtschaft sortiert sich neu

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Rohstoffbesitzer können profitieren

Angela Merkel zu Besuch beim mongolischen Staatschef Zachilganijin Elbegdordsch. Quelle: dapd

Es war ein ungewöhnliches Bild, das sich deutschen Fernsehzuschauern und mongolischen Nomaden im Oktober bot: Angela Merkel in der Jurte. Die einen musste die mit bunten Federn geschmückte Jagdausrüstung im Hintergrund verwirren, die anderen der Hosenanzug. Doch der Besuch der Bundeskanzlerin im Zelt des mongolischen Staatschefs Zachilganijin Elbegdordsch erstaunte vor allem, weil hier ein Land viel Aufmerksamkeit erhielt, das weniger Einwohner hat als Schleswig-Holstein und gut 6000 Kilometer von Berlin entfernt ist.

Doch es ging um Kohle, um mehr als 100 Millionen Tonne Kokskohle, um genau zu sein. Die will ein Konsortium deutscher und australischer Unternehmen aus dem Boden der Mongolei holen. Und das sind nicht die einzigen Schätze, die unter der mongolischen Steppe schlummern. Das Land gehört zu den zehn rohstoffreichsten Regionen der Erde, neben Kohle locken Kupfer, Gold, Uran und Seltene Erden.

Nettoimporteure und -exporteure von Rohstoffen:

Die größten Nettoimporteure und -exporteure von Rohstoffen Quelle: WTO

Wachsender Reichtum

Die Mongolei könnte es damit in den nächsten Jahren zu großem Reichtum bringen. Die Rechnung dahinter ist einfach: Schon jetzt ist China für rund die Hälfte der weltweiten Nachfrage nach Eisenerz, Kohle, Stahl und Zink verantwortlich. Hinzu kommt, dass der weltweite Boom erneuerbarer Energien und die neuen Abbaumethoden von Öl und Gas den Rohstofflieferanten in die Hände spielen: Für die dafür notwendigen Anlagen ist viel mehr Stahl, Aluminium oder Kupfer nötig als für die klassische Förderung von Öl und Gas per Bohrung.

Wenn außerdem Indiens Entwicklung einen ähnlichen Verlauf nimmt, dann wird die Nachfrage nach Rohstoffen in den kommenden Jahren noch stärker steigen, als sie es jetzt schon tut. In den vergangenen zehn Jahren hat es die meist brummende Weltwirtschaft geschafft, den zuvor ununterbrochenen Preisverfall eines ganzen Jahrhunderts wettzumachen.

Abhängigkeiten vermeiden

Folge der wachsenden Bedeutung von Rohstoffen ist auch, dass mehr Länder versuchen, sich selbstständigen Zugriff zu verschaffen. Um die Abhängigkeit von Staaten wie Venezuela, Russland oder China zu vermeiden, werden Reserven interessant, die bisher als zu wenig ergiebig galten. So boomt in den USA die Förderung von Schiefergas, 2013 soll zudem die Mine „Mountain Pass“ für Seltene Erden ihren Betrieb wieder aufnehmen.

In Afghanistan haben sich sowohl Indien als auch China den Zugriff auf große Eisenerz- und Kupfervorkommen gesichert. Im ostindischen Ganjam hat sich der Autobauer Toyota eine eigene Förderquelle für Seltene Erden erschlossen. Das Ergebnis sind sicherere Lieferungen – und höhere Kosten. So haben sich in den vergangenen zehn Jahren die Ausgaben für die Exploration von Rohstoffen vervierfacht.

Wie Rohstoffnationen aus ihrem Vorteil Kapital schlagen können, das machen derzeit zum Beispiel Kanada, Peru und Australien vor, wo nicht nur die Reserven enorm ausgebaut wurden, sondern auch die Bevölkerung über Steuern oder Beteiligungen davon profitiert.

Denn dass aus Rohstoffreichtum Wohlstand folgt, ist keineswegs garantiert: In den vergangenen 30 Jahren haben nahezu alle Staaten der Erde ihr Bruttoinlandsprodukt gesteigert. Drei Nationen jedoch verbuchten Verluste: Russland, Sambia und Zimbabwe, sie gehören zu den rohstoffreichsten Nationen der Erde.

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