Global Gender Gap Report Gleiche Chancen für Mann und Frau? Vielleicht in 170 Jahren

Wie steht es um die Gleichstellung der Geschlechter? Der „Global Gender Gap Report“ des World Economic Forum zeigt: Bis Mann und Frau gleiche Rechte und Chancen haben, könnte es noch lange dauern.

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Bis zur völligen Gleichstellung von Mann und Frau könnte es noch 170 Jahre dauern, diagnostizieren die Forscher des World Economic Forum. Quelle: dpa

Düsseldorf Seit mehr als 150 Jahren kämpfen Männer und Frauen um die Gleichstellung der Geschlechter. Doch wer glaubt, der Kampf sei heute weitgehend geschlagen, der irrt. Laut dem „Gender Gap Report“ des World Economic Forum (WEF), der seit elf Jahren Chancenlücken zwischen Männern und Frauen weltweit misst, ist nicht einmal die Halbzeit erreicht: Geht die Entwicklung weiter wie bisher, dürften bis zur völligen Gleichstellung noch weitere 170 Jahre vergehen, so der Bericht.

Der Report vergleicht die Chancen von Männern und Frauen in den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Gesundheit und politische Teilhabe. Während Frauen und Männer in Gesundheits- und Bildungsfragen weltweit inzwischen sehr nahe beieinander liegen, nämlich zu 96 beziehungsweise 95 Prozent, gibt es noch immer große Lücken in Fragen politischen Teilhabe (23 Prozent). So sind in mehr als der Hälfte der 144 untersuchten Länder die Parlamente zu 80 Prozent mit Männern besetzt. Ein Ausnahmebeispiel ist das afrikanische Land Ruanda, dessen Abgeordnete zu 64 Prozent weiblich sind – der Spitzenwert in der Untersuchung.

Bei der wirtschaftlichen Teilhabe ist der weltweite Wert sogar rückläufig – sie erreicht mit einer Chancenlücke von 59 Prozent das schlechteste Ergebnis seit 2008. Das liege vor allem an der vielfach unbezahlten Hausarbeit, so die Studienautoren. So kommt die OECD in einer anderen Studie zu dem Ergebnis, dass Frauen in der Regel 200 Minuten pro Tag ohne Lohn arbeiten. Dass Aufgaben wie Haus- oder Familienpflege mehrheitlich von Frauen erledigt werden, wirkt sich so negativ auf die Verdienstchancen von Frauen aus – und damit auch auf Lohngleichheit.

Verglichen wurde aber nicht nur die globale Chancengleichheit, sondern auch Chancengleichheit in verschiedenen Ländern. Dabei schneidet Deutschland zwar gut ab – verliert mit dem 13. Platz im Ranking aber zwei Plätze aus dem Vorjahr (2015: Platz 11). Der erste Platz geht zum achten Mal hintereinander an Island, gefolgt von Finnland, Norwegen, Schweden und Ruanda. Die schlechtesten Werte erzielen Tschad, Saudi-Arabien Syrien, Pakistan sowie der letztplatzierte Jemen.

Besonders gut schneidet Deutschland im Bereich der politischen Teilhabe ab, was auch mit der Bundeskanzlerin zusammenhängt. Denn die WEF-Forscher verteilen Punkte für jedes der vergangenen 50 Jahre, in denen ein Land von einer Frau regiert wurde. Im Fall von Angela Merkel sind das elf Jahre. Auch damit erzielt Deutschland den zehnten Platz in dieser Kategorie.

Schlechter sieht es aus, wenn man die Bildungschancen deutscher Männer und Frauen vergleicht. Hier reicht es lediglich für Platz 100. Das liegt an dem geringen Anteil von Frauen in der sekundären und tertiären Bildung, also in der gymnasialen Oberstufe sowie an der Universität. In Sachen Gesundheit und wirtschaftlicher Teilhabe verorten die Forscher die Bundesrepublik im Mittelfeld (Plätze 54 und 57).

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