Glyphosat in der Kritik Warum die EU über ein Unkrautvernichtungsmittel streitet

Ist Glyphosat ein nützliches Instrument für die Bauern? Oder doch ein gefährliches Gift? Die Debatte um den Unkrautvernichter wird hitzig geführt. Langsam muss sich die EU entscheiden, wie es mit dem Mittel weitergeht.

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Die Neuzulassung des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat sorgt innerhalb der EU für Konflikte. Quelle: dpa

Brüssel Nach monatelangem Gerangel soll eine Entscheidung über die Zukunft des Unkrautvernichters Glyphosat in Europa fallen - mal wieder. Die Zeit drängt, denn die aktuelle Zulassung des weit verbreiteten Unkrautvernichters läuft Ende des Monats aus. Doch es ist gut möglich, dass am Freitag noch keine Entscheidung fällt.

Was soll am Freitag passieren?
Vertreter der EU-Staaten sollen erneut über eine Verlängerung der aktuellen Zulassung um bis zu 18 Monate abstimmen. In dieser Zeit soll die europäische Chemikalienagentur Echa ein Gutachten vorlegen. Wenn am Freitag erneut nicht die nötige Mehrheit zustande kommt, muss die EU-Kommission entscheiden. Dabei dürfte sie die verlängerte Zulassung genehmigen - schließlich hat sie diese den Staaten selbst vorgeschlagen. Die formelle Entscheidung könnte am Montag fallen, wenn sich die EU-Kommissare voraussichtlich zu ihrer nächsten Sitzung treffen.

Warum wird nun schon seit Monaten über das Thema diskutiert?
Am Unkrautkiller Glyphosat hat sich so etwas wie eine Grundsatzdebatte um Chemikalien in der modernen Landwirtschaft entzündet. Gegner der Substanz verweisen auf eine mögliche Krebsgefahr, Verfechter halten die ganze Debatte für überzogen und unwissenschaftlich. In der Tat stellt sich die Frage, warum gerade um Glyphosat ein solcher Streit entbrannt ist, um andere Mittel aber nicht. Kritiker ficht das nicht an: Sie sind froh, dass in der Glyphosat-Debatte auch einmal ganz grundsätzlich über den Einsatz chemischer Mittel in der Landwirtschaft gesprochen wird.

Wie positioniert sich die Bundesregierung?
Das ist ein heikles Thema, weil die Große Koalition in der Frage uneins ist. Ursprünglich hatte Sigmar Gabriels (SPD) Wirtschaftsministerium Zustimmung für eine Neuzulassung signalisiert. Doch dann entdeckte die SPD im Umfragetief das Thema für sich und stellte sich quer. Die Partei verweist mittlerweile auf mögliche Gesundheitsgefahren. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) wollen die weitere Verwendung hingegen auf EU-Ebene genehmigen. Da beide Seiten nicht zusammenfinden, muss sich Deutschland enthalten.

Wie wichtig ist Glyphosat für die Landwirtschaft?
Die Substanz ist eines der weltweit meistgenutzten Herbizide, in Deutschland kommt Glyphosat auf rund 40 Prozent der Felder zum Einsatz. Das Mittel wird vor allem dazu genutzt, Unkraut beim Anbau von Feldfrüchten zu bekämpfen. Auch auf Getreide- oder Rapsfeldern kommt es vor der Aussaat zum Einsatz. Mit dem Mittel lässt sich der Aufwand bei der Feldarbeit vermindern. Für Umweltschützer ist ein möglicher Mehrarbeit den Verzicht wert. Der Bauernverband sieht bei sachgemäßer Anwendung hingegen keine negativen Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt und plädiert für den weiteren Einsatz von Glyphosat.

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