"Government Sachs" Wie viel Macht hat Goldman in Trumps Regierung?

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Goldman Sachs profitiert stark vom Börsen-Boom

Gleich vier ehemalige Banker des wegen seines traditionell engen Drahts in die Politik „Government Sachs“ genannten Investmenthauses hat Trump mit wichtigen Posten ausgestattet. Umstritten ist vor allem Steven Mnuchin, der als Finanzminister nominiert ist. Dem Ex-Goldman-Partner - Spitzname „Mr. Zwangsversteigerung“ - werfen Kritiker vor, nach der Finanzkrise als Chef der Immobilienbank OneWest (zuvor IndyMac) Zehntausende Eigenheimer rücksichtslos und am Rande der Legalität aus ihren Häusern geworfen zu haben.

Auch Stephen Bannon, der unter Trump Chefstratege im Weißen Haus werden soll und ebenfalls früher bei Goldman Sachs angestellt war, ist äußerst umstritten. Hier geht es aber eher um seine Rolle beim rechten Nachrichtenportal „Breitbart“ und seine propagandistischen Dokumentarfilme als um seine vorherige Banker-Karriere - Bannon hat der Wall Street schon lange den Rücken gekehrt.

Das lässt sich von Gary Cohn, der Trumps oberster Wirtschaftsberater werden soll, nicht sagen. Cohn war bislang hinter dem mächtigen Bankchef Lloyd Blankfein die Nummer zwei bei Goldman Sachs und verkörpert die Finanzelite wie kaum ein zweiter - jetzt will er direkt in die Regierung wechseln. Komplettiert wird die Bande der Ex-Goldmänner in Trumps Stab vom Wall-Street-Guru Anthony Scaramucci, einem schillernden Hedgefonds-Manager, der ebenfalls Berater im Weißen Haus werden soll.

Donald Trump und seine „große, schöne Mauer“

Verflechtungen zwischen Goldman Sachs und der Politik ist man zwar gewohnt. Auch die früheren US-Finanzminister Robert Rubin und Hank Paulson sowie etliche andere Top-Entscheider von EZB-Chef Mario Draghi bis zu Deutsche-Bank-Chefaufseher Paul Achleitner waren schon in Diensten der Investmentfirma. Dennoch lässt die starke Präsenz bei Trump aufhorchen - auch an den Finanzmärkten. So zählte die Bank mit einem Aktienkurs-Anstieg um rund 30 Prozent im ersten Monat nach der Wahl bereits zu den größten Gewinnern.

Zum Jahresende profitierte die Investmentbank bereits stark vom Börsen-Boom, den Trump mit seinem Versprechen ausgelöst hatte, die Spielregeln an den Finanzmärkten zu lockern und das Wachstum mit einem großen Konjunkturpaket anzutreiben. Dank florierender Geschäfte mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen steigerte Goldman Sachs Gewinn und Erlöse im vierten Quartal kräftig. Unter dem Strich verdiente die Bank in den drei Monaten 2,2 Milliarden Dollar (2,1 Mrd Euro). Die Erträge kletterten um gut zwölf Prozent auf 8,2 Milliarden Dollar.

Bei der Investmentbank sieht man an den Ex-Angestellten indes nichts Verwerfliches. „Während ihrer fast 150-jährigen Geschichte hat Goldman Sachs ihre Mitarbeiter immer dazu ermutigt, sich gesellschaftlich zu engagieren, während und auch nach ihrer Zeit bei der Firma“, sagt ein Sprecher. Das Unternehmen sei stolz darauf, dass so viele Ex-Goldman-Banker nach ihrer Karriere ihrem jeweiligen Land und ihrer Gesellschaft gedient haben. Zu den Protesten wollte sich der Sprecher nicht äußern.

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