Grenzschutzbehörde Frontex zählt 181.000 Flüchtlinge aus Libyen

Die europäische Grenzschutzbehörde erwartet 2017 eine ähnlich hohe Zahl von Flüchtlingen aus Libyen. Über das Land führt momentan die Hauptroute über das Mittelmeer. 2016 starben 4.600 Menschen auf dem Weg nach Italien.

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Frontex rechnet 2017 zwar mit der gleichen Zahl an Flüchtlingen aus Libyen – allerdings stellte das Jahr 2016 einen Rekord auf. Quelle: AP

Brüssel Die Europäische Union muss nach Einschätzung ihrer Grenzschutzbehörde Frontex auch 2017 mit einem Rekordzustrom von Flüchtlingen aus Libyen rechnen. „Wir müssen uns auf die selbe Zahl gefasst machen“, sagte Frontex-Direktor Fabrice Leggeri am Mittwoch mit Blick auf das bisherige Rekordjahr 2016. Im vergangenen Jahr habe es 181.000 „irreguläre Grenzübertretungen“ auf EU-Gebiet von Libyen aus gegeben. Dies sei eine Steigerung zum Vorjahr um 17 Prozent.

Im Zeitraum von 2014-2016 kamen insgesamt etwa 1,6 Millionen Migranten über Bootsrouten in die EU. Die Hauptroute über das Mittelmeer führt derzeit über Libyen, in dem seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 Chaos herrscht. Die EU geht davon aus, dass die meisten der Mittelmeer-Flüchtlinge keinen Anspruch auf Asyl haben und will die Zahl der oftmals gefährlichen Bootsüberquerungen reduzieren. Dazu sollen die neugebildete libysche Einheitsregierung unterstützt werden, abgelehnte Asylbewerber schneller abgeschoben werden sowie die Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten verstärkt werden, um die Menschen bereits dort aufzuhalten. Leggeri zufolge greifen diese Bemühungen jedoch erst mittel- und langfristig. Priorität habe nun die europäische Unterstützung für Italien bei der Bewältigung der Lasten durch die hohen Zahl von Flüchtlingen.

Die Zahl der auf dem Weg von Libyen nach Italien ertrunkenen Flüchtlinge hat nach Frontex-Angaben einen Höchststand erreicht. Im vergangenen Jahr seien 4.597 Todesfälle festgehalten worden, sagte Leggeri. Die tatsächliche Zahl sei aber womöglich deutlich höher.

Leggeri sagte, die Zahl der Ertrunkenen steige, obwohl im Mittelmeer immer mehr Rettungsschiffe kreuzten. Je mehr Retter die internationale Gemeinschaft in die Gewässer vor Libyen sende, desto voller packten Schmuggler die nicht seetüchtigen Boote. Das sei ein schmerzlicher Widerspruch.

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