Griechenland Ausverkauf an der Akropolis

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Im nächsten Jahr will die Regierung unter anderem 21 Prozent ihrer Anteile am Athener Flughafen verkaufen. Der deutsche Baukonzern Hochtief ist hier bereits mit 40 Prozent beteiligt und betreibt den Airport. Auch rund 30 Regionalflughäfen sollen teilprivatisiert und von den Investoren betrieben werden. Als möglicher Interessent gilt neben Hochtief der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport. Ein Filetstück, das ebenfalls 2012 zum Verkauf kommen soll, ist der 34-prozentige Staatsanteil am Wett- und Totounternehmen Opap, Europas größtem Glücksspielkonzern. Hier dürften die Interessenten ebenso Schlange stehen wie bei der noch staatlich kontrollierten Postbank, die vor allem wegen ihrer hohen Einlagen, ihres soliden Kreditbuchs und des großen Zweigstellennetzes als lukrativ gilt.

Griechische Wirtschaft vor dem Urknall

Bis Ende 2013 hofft Finanzminister Papakonstantinou mit den Privatisierungen mindestens zwölf Milliarden Euro kassieren zu können, bis 2015 sollen sich die Erlöse sogar auf 50 Milliarden belaufen – ein ambitioniertes Ziel, wenn man bedenkt, dass Griechenland in den vergangenen 20 Jahren mit dem Verkauf von Staatsbeteiligungen gerade mal umgerechnet 21 Milliarden Euro erlöste. Mit dem Geld will Papakonstantinou Schulden abbauen – zum Beispiel, indem er eigene Staatsanleihen zurückkauft. Das wäre gerade jetzt eine lukrative Strategie, denn die meisten Griechenbonds werden weit unter ihrem Nennwert gehandelt. So könnte der Staat mit sieben oder acht Milliarden Euro eigene Schulden von zehn Milliarden ablösen.

Zumindest ebenso wichtig ist aber die politische Signalwirkung des Privatisierungsprogramms. Griechenland schickt sich jetzt an, endlich das umzusetzen, was die europäischen Staaten und fast alle Schwellenländer längst vorgemacht haben. Die Privatisierungen bieten die Chance, die verkrusteten Strukturen der griechischen Staatswirtschaft, die noch aus den 1950er Jahren stammen, aufzubrechen. Damit könnte das Land auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückkehren – die wichtigste Voraussetzung für eine Bewältigung der Schuldenkrise.

Während viele griechische Zeitungen jetzt mit Schlagzeilen wie „Schock und Schmerz“ oder „Die Ausbeutung des Volkes“ über die neuen Steuererhöhungen und die Gehaltskürzungen jammern, blickt das Athener Wirtschaftsblatt „Imerisia“ zuversichtlicher in die Zukunft: Die Zeitung sieht die griechische Wirtschaft jetzt vor dem „Big Bang“, dem Urknall. Aus dem entstand bekanntlich das Leben.

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