Griechenland Kein Stopp der Kapitalkontrollen ohne frisches Geld

Mit Kapitalverkehrskontrollen will Athen sein Finanzsystem stabilisieren. Sie sollen erst gestoppt werden, wenn frisches Geld ankommt. Das kann dauern – obwohl das dritte Hilfsprogramm im Grunde schon beschlossen ist.

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Die Höchstgrenze für Geldabhebungen in Griechenland liegt weiterhin bei 420 Euro wöchentlich. Quelle: AFP

Frankfurt/Athen In Griechenland werden die Kapitalverkehrskontrollen Insidern zufolge wohl noch für Monate beibehalten werden. Die Kontrollen zum Stopp des Geldabflusses würden erst aufgehoben, wenn frisches Geld ankomme, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Allerdings könne es nach und nach zu Lockerungen kommen. Erst am Freitag war Firmen erlaubt worden, mehr Geld ins Ausland zu überweisen, um dadurch den Import von Rohstoffen zu erleichtern. Die Höchstgrenze für Geldabhebungen liegt allerdings weiterhin bei 420 Euro wöchentlich.

Nach Meinung von Bundesbank-Präsident und EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann sollten die Kapitalkontrollen so lange in Kraft bleiben, bis die griechischen Banken ausreichend kapitalisiert sind. Dies dürfte sich hinziehen, da die Detail-Verhandlungen der griechischen Regierung mit den internationalen Geldgebern über ein drittes Hilfspaket noch nicht einmal begonnen haben. Es wird geschätzt, dass mindestens 25 Milliarden Euro für die Rekapitalisierung nötig sind. Ein Vertreter des griechischen Finanzministeriums fordert bereits eine Vorab-Finanzspritze von zehn Milliarden Euro.

Nach mehreren unplanmäßigen Verzögerungen sollen die Gespräche für Griechenland am Dienstag auf Expertenebene beginnen. Spätestens am Donnerstag sollen dann die Verhandlungsführer der internationalen Geldgeber hinzustoßen, wie am Samstagabend aus dem Finanzministerium in Athen verlautete.

Ursprünglich sollten die Gespräche in der griechischen Hauptstadt bereits am Freitag und dann wieder an diesem Montag beginnen. Für die Verzögerung seien allein „technische Gründe„ verantwortlich, „keine politischen oder diplomatischen“, hieß es aus Athen.


86 Milliarden Euro sollen fließen

Im Raum steht ein neues Hilfsprogramm im Umfang von bis zu 86 Milliarden Euro, das sich über drei Jahre erstrecken soll. Am Verhandlungstisch werden die EU-Kommission, die Europäische Zentralbank (EZB), der Internationale Währungsfonds (IWF) und diesmal auch der Euro-Rettungsfonds ESM erwartet, der den Großteil des Geldes auszahlen soll.

Mit der Billigung zweier Reformpakete hatte das griechische Parlament die Bedingungen der Gläubiger hierfür erfüllt. Griechenlands Regierung will die Verhandlungen mit ihren Geldgebern bis zum 18. August abschließen - zwei Tage später muss das pleitebedrohte Land 3,2 Milliarden Euro an die EZB überweisen.

Zypern hatte 2013 als erstes Euro-Land Kapitalverkehrskontrollen eingeführt. Die zyprische Bankenbranche stand damals kurz vor dem Zusammenbruch. Eines der beiden größten Finanzinstitute wurde geschlossen. Die Beschränkungen wurden schrittweise gelockert und erst vor kurzem aufgehoben.

Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket zwischen den Euro-Gläubigern und der griechischen Regierung sollen Insidern zufolge am Dienstag beginnen. Ursprünglich war der Verhandlungsbeginn schon für den vergangenen Freitag geplant gewesen.

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