Griechenland Tsipras nimmt Varoufakis in Schutz

Griechenlands Premier Tspiras hat dem umstrittenen Finanzminister Varoufakis den Rücken gestärkt. Tsipras äußerte sich zugleich zuversichtlich, dass es bald eine Lösung für Griechenlands Finanzproblem geben werde.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Varoufakis sei eines der wichtigsten Regierungsmitglieder, sagte Tsipras der Athener Sonntagszeitung „Real News“. Quelle: Reuters

Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hat Gerüchte über eine baldige Entlassung von Finanzminister Yanis Varoufakis dementiert. Er sei eines der wichtigsten Regierungsmitglieder, sagte Tsipras der Athener Sonntagszeitung „Real News“. Varoufakis' „Strategie“ in den Verhandlungen mit den Geldgebern sei Ergebnis einer „kollektiven“ Entscheidung der Regierung.

Im Ausland und in Griechenland gebe es jedoch Kräfte, die eine Änderung in der Verhandlungsstrategie und damit eine Rückkehr zum Sparkurs sehen wollten, sagte Tsipras. „Dies aber ist Science-Fiction, solange Syriza (Linksbündnis) regiert“, betonte er.

Der Regierungschef äußerte sich zugleich zuversichtlich, dass es bald eine Lösung für Griechenlands Finanzproblem geben werde. Dafür sei aber eine „Änderung der Rückzahlungsbedingungen der Schulden sowie deren Reduzierung“ notwendig. Gemeint sind niedrigere Zinsen, spätere Fälligkeiten und ein faktischer Verzicht der Geldgeber auf einen Teil ihrer Forderungen. Es gebe mittlerweile in Europa „keinen seriösen Menschen“ mehr, der weitere Rentenkürzungen oder Massenentlassungen für einen gangbaren Weg zur Lösung der griechischen Finanzprobleme halte, sagte Tsipras.

Nach Ansicht des ING-Diba-Chefvolkswirts Carsten Brzeski kann Griechenland kann die Staatspleite und den Euro-Austritt derzeit nur dank der Hilfen der Europäischen Zentralbank (EZB) verhindern. „Die EZB hält den Schlüssel für den Grexit in der Hand“, sagte Brzeski der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.


Experte: Geld reicht bis Mitte April

Zwar habe die EZB zuletzt die Zügel angezogen, indem sie griechische Geschäftsbanken anwies, keine weiteren Staatspapiere ihres Landes mehr zu kaufen. Gleichzeitig halte sie die Banken des Landes am Leben, indem sie den Rahmen für Ela-Notkredite ständig erhöhe.

Die Institute in Griechenland leiden darunter, dass Kunden ihre Konten leeren und sind auf die Notkredite angewiesen. Ohne diese Unterstützung würde den Banken vermutlich schnell das Geld ausgehen. Brzeski betont: „Die EZB kann Ela nicht stoppen. Sonst würde sie den Grexit heraufbeschwören. Und das ist nicht ihr Mandat.“

Diese Entscheidung dürfe nur die Politik treffen, sagte Brzeski: „Die griechische Regierung muss anfangen, glaubwürdige Reformen umzusetzen, um das restliche Geld aus dem Rettungsprogramm zu bekommen.“

Zwar gebe es seit dem Besuch des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) „atmosphärische Verbesserungen“. „Inhaltlich ist die Gefahr eines Grexit aber genauso groß wie zuvor.“ Denn niemand wisse, was die Regierung in Athen eigentlich vorhabe.

Nach Einschätzung von Experten reicht das Geld in der griechischen Staatskasse bis Mitte April. Die Geldgeber wollen nur frische Hilfsmilliarden nachschießen, wenn das hoch verschuldete Land weitere umfangreiche Reformen in die Wege leitet. Griechenland ist vom Kapitalmarkt abgeschnitten, die Steuereinnahmen brachen zuletzt ein.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%