Große Show in Washington Poroschenko will von Amerika mehr als Gesten

Eine Rede vor dem Kongress, ein Termin im Weißen Haus, der ukrainische Präsident Poroschenko wird in Washington mit großen Gesten begrüßt. Doch ob er auch mit konkreter Hilfe rechnen kann, ist sehr fraglich.

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Petro Poroschenko vor dem amerikanischen Kongress: Der ukrainische Präsident wünscht sich von Amerika mehr als nur große Gesten. Quelle: AFP

Washington Als der ukrainische Präsident Petro Poroschenko in das mächtige Kapitol in der US-Hauptstadt schreitet, stehen Amerikas Politiker beider Parteien von ihren Sitzen auf und applaudieren minutenlang. Auch seine Rede unterbrechen Abgeordneten und Senator vielfach mit Beifall, immer wieder, wenn er Wörter wie „Demokratie“, „Solidarität“ oder „Freiheit“ fallen lässt. Oder wenn er die „russische Aggression“ in seinem Land geißelt.

Eine größere Ehrerweisung für einen ausländischen Politiker gibt es in Washington kaum. Der gesamte Kongress versammelte sich am Donnerstag, um Poroschenkos Rede zu hören. Das passiert sonst nur, wenn besondere US-Alliierte kommen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu etwa sprach hier 2011 oder Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) 2009. In der Amtszeit von Präsident Barack Obama gab es nur sieben vergleichbare Termine.

Es ist kein Zufall: Die Einladung an Poroschenko in die US-Hauptstadt samt der Begegnung im Weißen Haus mit Obama soll ein starkes Symbol nach Russland senden. Dem Kremlchef Wladimir Putin wollen die Amerikaner damit zeigen, dass sich seine Handlungen in der Ukraine gegen einen engen Verbündeten der Supermacht USA richten.

„Das Foto von Präsident Poroschenko, wie er im Oval Office sitzt, ist mindestens so viel Wert wie Tausend Worte - auf Englisch und auf Russisch“, sagte Obamas Sprecher Josh Earnest vor dem Besuch.

Doch die Frage ist, was sich die Ukrainer mit dieser Symbolik am Ende kaufen können. Wesentlich wichtiger als aufmunternde Worte sind Poroschenko konkrete Zusagen. Er hofft auf militärische Hilfe aus den USA, auf Waffen für den Kampf gegen die Separatisten.

„Das ist auch Amerikas Krieg“ ruft er den Politikern zu, „lasst die Ukraine nicht in Stich“ und „Demokratien müssen sich gegenseitig unterstützen“. Er warnt davor, dass Russland auch andere Länder in Osteuropa im Visier hat. Es könne zu einem „neuen kalten Krieg“ kommen, warnt er.


„Man kann keinen Krieg mit Decken gewinnen!“

Doch bislang bot Obama nur Unterstützung im Umfang von 60 Millionen Dollar (46 Millionen Euro) an - und zwar nicht für Waffen, sondern etwa für Lebensmittel oder Kommunikationstechnik. Auch gemeinsame Militärmanöver mit der Ukraine waren eher symbolischer Natur.

Darüber scheint Poroschenko verbittert - fast anklagend sagt er dem Kongress: „Decken und Nachtsichtgeräte sind wichtig. Aber man kann keinen Krieg mit Decken gewinnen!“. Er vergleicht sein Land sogar mit Israel, das Milliarden an Militärhilfen aus Washington erhält. „Genau wie Israel hat die Ukraine das Recht, ihr Territorium zu verteidigen.“

Es ist sehr gut möglich, dass Poroschenko trotz starker Worte mit leeren Händen nach Hause fahren muss. „Wir sind nicht in der Lage, Poroschenkos Probleme zu lösen“, sagte der Experte des Politikinstituts Woodrow Wilson Center, Joseph Dresen, dem TV-Sender CBS vor der Ansprache. „Wenn das möglich wäre, hätten wir das schon gemacht.“

Obama halte sich aber auch deshalb zurück, weil er Russland nicht provozieren wolle. Die Waffenruhe zwischen dem ukrainischen Militär und den Separatisten bedeutet ihm viel. Selbst eine Rücknahme der Sanktionen gegen Russland kündigte er schon an, sollte Moskau „seinen Verpflichtung voll nachkommen“, die Krise zu beenden.

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