Herrscherfamilie Der Gaddafi-Clan und die Öl-Milliarden

Der libysche Potentat Muammar al-Gaddafi nutzt seine Macht, um sich und seinen Familien-Clan mit Milliarden aus dem Ölgeschäft zu bereichern. Das ist seinem Nachwuchs anzumerken.

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Der Maler und Architekt Saif Quelle: REUTERS

Seit 41 Jahren regiert Muammar al-Gaddafi in Libyen und ist damit der dienstälteste Herrscher in Afrika. Zwar handelt es sich in Libyen offiziell um eine Basisdemokratie auf islamischen Fundament, de facto hat jedoch der Oberbefehlshaber des Militärs das Sagen – also der Revolutionsführer Oberst Gaddafi. Aber in Libyen, so Nahost-Experte Michael Lüders in einem Interview mit der ARD, ist die Armee „keine einheitliche Größe“, das Land zudem geprägt von verschiedenen Stämmen. Um seine Macht zu sichern, musste sich Gaddafi die Loyalität der größeren Stämme im Land erkaufen. Wenden sich die Stämme gegen das Regime des 68-jährigen Gaddafi, drohe, so Lüders, ein Kampf „Jeder gegen Jeden“. Die Warfala, der größte Stamm in Libyen, sollen sich bereits den Aufständischen angeschlossen haben.

Geld ist Macht

Angesichts der immensen Erdölvorkommen in Libyen hatte Gaddafi bislang das nötige Geld, um seine Macht zu zementieren. Die staatliche Ölgesellschaft Libyens erwirtschaftet bis zu 40 Milliarden Dollar im Jahr. Ein libyscher Diplomat sagte gegenüber Spiegel Online: „Nur ein paar Tropfen aus den Erlösen der Ölgesellschaft kommen beim Volk an.“ In den US-Diplomaten-Depeschen, die Wikileaks jüngst publizierte, war 2006 die Rede davon, dass der Gaddafi-Clan regelmäßig einen Teil der Erlöse aus dem Ölgeschäft abzweige. Das macht ein Schwarzgeld-Milliarden-Vermögen im Ausland höchst wahrscheinlich.

Dass der Reichtum der Gaddafis riesig sein muss, zeigt schon der Luxus und das Gebaren der Familienmitglieder. Gaddafi hat sieben Söhne und eine Tochter. Am bekanntesten ist hierzulande Saif al-Islam Gaddafi, der sich in einer TV-Ansprache noch vor seinem Vater dem libyschen Volk mit einen „Kampf bis zur letzten Kugel“ drohte und versprach, sein Vater werde niemals zurücktreten. Saif galt bis dahin als westlich gebildeter und kultivierter Sprössling, der Gaddafi an die Macht folgen sollte. Im Land hatte er lange die Rolle des moderaten Reformers inne, der Sätze wie „Demokratie ist der einzige Weg, wie unsere Gesellschaft verbessert werden kann“ von sich gab. Zuletzt bezeichnete Saif die libysche Staatsform nur noch als „gelenkte Demokratie“.

Sein Vater setzte den heute 38-Jährigen ein, um international zu vermitteln, unter anderem bei der Freilassung von fünf bulgarischer Krankenschwestern, die bis 2007 acht Jahre in Libyen zu Unrecht inhaftiert waren. Auch in der Freilassung zweier Schweizer Geschäftsleute verhandelte Saif, er sorgte zudem für Entschädigungen an den Westen für das Lockerbie-Flugzeugattentat und den Anschlag auf die Berliner Diskothek „La Belle“ in den 80er Jahren.

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