Hilfe für Aleppo Diplomatischer Streit um Syrien

Neue Luftangriffe, fehlende Hilfen, gegenseitige Schuldzuweisungen: Eine Waffenruhe für Syrien scheint wieder weit entfernt. Ein Lichtblick: Die Vereinten Nationen kündigen an, ihre Hilfslieferungen wieder aufzunehmen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der britische Außenminister Boris Johnson und sein US-Amtskollege John Kerry im Weltsicherheitsrat. Quelle: AFP

New York/Beirut Die Vereinten Nationen wollen ihre Hilfslieferungen in Syrien wieder aufnehmen. Mehrere Konvois sollen bereits am Donnerstag dringend notwendige Güter in betroffene Regionen bringen, sagte der Sprecher des UN-Büros für Nothilfekoordinierung, Jens Laerke, am Mittwoch. Wohin sie fahren werden, verriet er nicht, machte aber klar, dass sie nicht nach Aleppo gehen würden.

Die Lieferungen waren nach einem Angriff auf einen Hilfskonvoi in der Provinz Aleppo vorübergehend ausgesetzt worden. Dabei waren rund 20 Menschen getötet und Lastwagen mit Essen und Medikamenten zerstört worden.

Augenzeugen, die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und eine weitere Aktivistengruppe, die Örtlichen Koordinationskomitees, machten russische und syrische Kampfjets für den Angriff verantwortlich. Auch die US-Regierung hatte Russland am Dienstag zumindest indirekt zum Verantwortlichen erklärt. Moskau stritt jegliche Beteiligung ab.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte bei einer Sitzung des UN-Sicherheitrates in New York, es könne eine Reihe verschiedener Erklärungen für den Zwischenfall geben. Ein sichtlich aufgebrachter Kerry erklärte, er sei diese immer wieder wechselnden Darstellungen Russlands leid. „Das ist kein Scherz.“ Es gehe um Leben und Tod und nicht um Wortspielchen. Lawrow beklagte seinerseits Verstöße der von den USA unterstützten Rebellen gegen die Waffenruhe und erklärte, der Konflikt in Syrien sei ohnehin eine direkte Konsequenz der militärischen Einmischung von außen.

Die Reden der beiden machten die tiefen Gräben im Syrien-Konflikt deutlich. Dabei hätte sich der UN-Sicherheitsrat am Mittwoch eigentlich treffen wollen, um die Waffenruhe offiziell zu verankern.

Dem Schlagabtausch folgten aber auch konkrete Vorschläge, wie die Feuerpause in Syrien wiederbelebt werden könnte. Um wieder glaubhaft zu sein, müssten alle beteiligten Staaten ihre Kampfjets am Boden lassen und Hilfslieferungen zulassen, verlangte etwa Kerry. Die Hilfe soll nun zwar nicht in Aleppo, aber zumindest in anderen Teilen Syriens wieder rollen.

Doch dort ging auch die Gewalt weiter. Am Mittwoch gab es im Norden des Landes unter anderem einen Luftangriff, der fünf medizinische Mitarbeiter einer Hilfsorganisation tötete. Das teilte die in Paris ansässige Union of Medical Care and Relief (UOSSM) mit. Die Getöteten hätten zu einem Notfallteam gehört, das gerade im Einsatz gewesen sei.

Die Beobachtungsstelle meldete zudem, dass mutmaßliche Luftangriffe der syrischen Regierung in der Stadt Aleppo und in der Provinz Idlib 23 Zivilisten getötet hätten. Es sei wahrscheinlich, dass die Opferzahl noch steige.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%