Hinrichtungs-Video Obama verurteilt Islamisten auf das Schärfste

Weltweites Entsetzen über die Gräueltaten im Irak: Das Hinrichtungs-Video der Islamisten wühlt nicht nur die USA auf. Obama findet ungewöhnlich scharfe Worte für die Islamisten, auch Angela Merkel reagiert erschüttert.

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Scharfe Worte von Obama: Die Islamisten seien wie Krebs; man müsse gemeinsam verhindern, dass er sich ausbreite. Quelle: ap

Martha's Vineyard/Bagdad/London/Berlin Ein Video mit der Enthauptung eines US-Reporters durch islamistische Terroristen im Irak hat international Entsetzen ausgelöst. Weltweit wächst die Bereitschaft, die für zahlreiche Gräueltaten an Zivilisten berüchtigte Miliz Islamischer Staat (IS) militärisch zu stoppen. Auch Deutschland und Italien wollen deshalb Kurden im Nordirak sowie die irakische Armee mit Waffen beliefern.

US-Präsident Barack Obama hat die Enthauptung eines amerikanischen Journalisten durch islamistische Terroristen mit ungewöhnlich scharfen Worten verurteilt. Der Tod von James Foley „schockiert das Bewusstsein der gesamten Welt“, sagte Obama am Mittwoch an seinem Urlaubsort Martha's Vineyard in Neuengland. Die Islamisten hätten „keine Wertschätzung für menschliches Leben“.

Der Präsident kündigte eine Fortsetzung der Luftschläge gegen die Terroristen im Irak an. Die USA würden weiterhin alles tun, um ihre Bürger zu beschützen. „Wir werden wachsam sein. Wir werden unnachgiebig sein“, erklärte Obama. Der Kampf gegen die Miliz müsse von der internationalen Gemeinschaft getragen werden. „Es muss eine gemeinsame Anstrengung geben, den Krebs zu entfernen, damit er sich nicht ausbreitet.“

Die Islamisten hätten „keine Wertschätzung für menschliches Leben“. Für die Terroristen des Islamischen Staates (IS) gebe es „keinen Platz im 21. Jahrhundert“, sagte Obama. „Sie entführen Frauen und Kinder und setzen sie der Folter und Vergewaltigung aus“. Dabei machten sie auch vor Muslimen nicht halt. „Sie sprechen für keine Religion. Kein Glaube lehrt die Menschen, Unschuldige zu massakrieren.“

Die Terroristen hatten ein Video veröffentlicht, das den Tod des seit 2012 in Syrien vermissten Reporters zeige. Die US-Regierung hält das Video für echt. Die Terroristen drohen mit dem Tod weiterer Amerikaner, falls die USA ihre Luftschläge gegen die IS im Irak nicht einstellen sollten. Nach den USA, Großbritannien und Frankreich kündigten weitere Verbündete Rüstungslieferungen an.

„Wir sind im Grundsatz bereit, im Rahmen unserer Möglichkeiten Waffen und Munition bereit zu stellen“, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei einem gemeinsamen Auftritt mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Berlin. Die Terroristen des Islamischen Staates „müssen gestoppt werden“. Die Entscheidung ist in der Opposition umstritten.


„Barbarisch und wirklich erbarmungslos“

Im Irak gerieten die zunächst schnell vorgerückten IS-Extremisten zunehmend in die Defensive. Kurden und die irakische Armee konnten die IS-Kämpfer mit US-Luftunterstützung nach eigenen Angaben weiter zurückdrängen. Die Islamisten richteten erstmals eine Terrorbotschaft direkt an die USA.

Die Regierung in London vermutet einen Briten als Täter. Alle Kennzeichen der Terrorbotschaft wirkten „authentisch“, sagte Außenminister Philip Hammond. Britische Geheimdienste fahnden nun nach der Identität des Täters, der mit britischem Akzent gesprochen haben soll. Großbritanniens Premierminister David Cameron brach daraufhin seinen Urlaub ab und kehrte nach London zurück.

Auch die US-Regierung betonte, das Video sei echt. „Die US-Geheimdienste haben das jüngst veröffentlichte Video analysiert, das die US-Bürger James Foley und Steven Sotloff zeigt. Wir sind zum Schluss gekommen, dass das Video authentisch ist“, sagte die Sprecherin des Nationales Sicherheitsrates, Caitlin Hayden.

Foleys Familie veröffentlichte auf Facebook eine bewegende Botschaft. „Wir waren niemals stolzer auf unseren Sohn“, schrieb die Mutter. Er sei ein außergewöhnlicher Sohn und Journalist gewesen.

In dem auf der Facebook-Seite „Find James Foley“ verbreiteten Schreiben forderte Diane Foley die IS-Kämpfer auf, das Leben weiterer Entführter zu verschonen: „Sie haben keinen Einfluss auf amerikanische Politik im Irak, in Syrien oder irgendwo auf der Welt“.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte erschüttert auf das Schicksal Foleys. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, das Enthauptungsvideo zeige „die barbarische und wirklich erbarmungslose Ermordung eines Menschen“.

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