Hoffnung für Aleppo Moskau bestätigt Verhandlungen über Waffenruhe

Nach neun Tagen Dauerangriffen besteht Hoffnung auf eine Atempause für die Menschen in Aleppo. Der russische Generalleutnant Sergej Kuralenko sprach am Sonntag von „aktiven Gesprächen“. Details nennt er jedoch nicht.

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Die Bewohner der syrischen Stadt Aleppo kämpfen jeden Tag erneut mit der Angst vor Luftanschlägen. Quelle: Reuters

Moskau/Beirut Nach tagelangem Beschuss könnte es russischen Angaben zufolge auch für das nordsyrische Aleppo eine Feuerpause geben. Es werde darüber verhandelt, das bereits für Damaskus geltende „Regime der Ruhe“ auf die Provinz Aleppo auszudehnen, zitierten russische Nachrichtenagenturen am Sonntag General Sergej Kuralenko.

Die Feuerpause rings um die Hauptstadt soll nach russischen und syrischen Angaben bis Montagabend verlängert werden. In Aleppo stehen sich Regierungssoldaten und Rebellen schon seit Jahren gegenüber. Bei Luftangriffen am Samstag wurden dort Beobachtern zufolge mindestens fünf Menschen getötet. Am Sonntag sei es zunächst in Aleppo ruhig geblieben.

Es gebe aktive Verhandlungen über Aleppo, sagte der russische General der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Wer an den Gesprächen teilnimmt, ließ Kuralenko offen. Die Verlängerung der Feuerpause für Damaskus geht dem General zufolge auf eine Verständigung Russlands mit Syrien und den USA zurück. Die Moskauer Regierung ist ein enger Verbündeter von Präsident Baschar al-Assad, der seit fünf Jahren einen Aufstand gegen seine Herrschaft niederzuschlagen versucht. US-Außenminister John Kerry, der am Sonntag zu Syrien-Gesprächen in Genf erwartet wurde, forderte eine Feuerpause auch für Aleppo.

Um die Stadt wird besonders erbittert gekämpft, weil eine Rückeroberung der einstigen Handelsmetropole ein besonderer Triumph Assads über die Rebellen wäre. Zusätzlich zu dem Leid für die in Aleppo ausharrende Bevölkerung gefährdet die anhaltende Gewalt dort die von Russland und den USA im Februar vermittelte allgemeine Waffenruhe.

Trotz dieser Vereinbarung, von der Kämpfe unter anderem gegen den Islamischen Staat (IS) ausgenommen sind, kommt es immer wieder zu Gewalt. In der Nacht zum Samstag trat eine gesonderte Feuerpause für den Großraum Damaskus für 24 Stunden sowie für die Mittelmeerprovinz Latakia im Norden für 72 Stunden in Kraft. Dieses Regime der Ruhe sei eingehalten worden, sagte der General Kuralenko der Nachrichtenagentur RIA. Für Damaskus werde es zudem um 24 Stunden verlängert. Die syrische Armee bestätigte die Ausweitung staatlichen Medien zufolge, äußerte sich aber nicht zu Aleppo.

Mehrere Rebellengruppen lehnten eine Feuerpause für einzelne Regionen ab. Sämtliche Kriegsgebiete müssten eingeschlossen werden, erklärten die Aufständischen in der Nacht zu Sonntag.

In Aleppo wurde laut der oppositionsnahen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in der Nacht zum Sonntag noch gekämpft. Seit Sonntagmorgen seien aber keine neuen Angriffe mehr gemeldet worden. Seit Beginn der jüngsten Kämpfe am 22. April starben der in London ansässigen Beobachtergruppe zufolge 250 Zivilisten durch Angriffe sowohl von Regierungstruppen als auch von Aufständischen. Allein am Samstag zählten die Beobachter 30 Attacken, für die sie die syrische Luftwaffe verantwortlich machten. International für besonders scharfe Kritik hatte in der Nacht zum Donnerstag ein Angriff auf ein Krankenhaus in Rebellengebiet von Aleppo gesorgt, bei dem allein 50 Menschen getötet wurden.

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