Schrauben für Windräder sind technische Meisterwerke. Die schwersten Exemplare wiegen mehr als 20 Kilo, sind 60 Zentimeter lang und 7 Zentimeter dick. Aus verzinkten Edelstählen gefertigt, enthalten sie hohe Anteile von Mangan, Chrom oder Nickel, sind säurefest und reagieren kaum auf Wärme oder Kälte.
Zwar ist auch das Geschäft mit der Windenergie kein Selbstläufer mehr, die goldenen Jahre sind vorbei. Dennoch bereut Brand-Friedberg ihre Entscheidung nicht: „Wir hatten im Windkraftgeschäft Jahre mit bis zu 30 Prozent Wachstum – längere Schwächeperioden gab es nicht.“ Seit fünf Jahren gehe es mal auf-, mal abwärts. Zurzeit laufe das Geschäft „recht ordentlich“.
Die Branche ist volatil geworden. Die Internationale Energie Agentur in Paris geht zwar von einer Verdoppelung der weltweiten Windenergiekapazitäten auf 587 Gigawatt bis 2020 aus. Für 2014 erwartet der Energieexperte des deutschen Maschinenbauverbandes VDMA, Thorsten Herdan, bei neu installierten Windkraftkapazitäten ein Rekordniveau von 45 000 Megawatt weltweit. 2013 war diese Zahl um 15 Prozent auf 39 000 Megawatt eingebrochen.
Kritik aus den eigenen Reihen
Doch Gegenwind ist die Chefin gewohnt. Als sie Anfang der Neunzigerjahre entschied, in die Windenergie einzusteigen, winkten die Banken erst mal ab. „Wie kann man nur in eine solche Branche investieren“, hatten die Banker gefragt. Windenergie galt damals als Marotte für Ökofreaks und nicht als seriöses Geschäft.
Auch im Unternehmen gab es kritische Stimmen. „Das war für uns eine neue Welt“, erinnert sich Brand-Friedberg, „aber ich hatte das Bauchgefühl, dass sich hier ein riesiger Markt entwickelte.“ Die Chefin zog die Entscheidung zügig durch und startete ohne Banken. 1998 verfügte Friedberg bereits über eine gesonderte Forschungs- und Entwicklungsabteilung für die Windenergie.
Der Erfolg sei eine Teamleistung, betont Brand-Friedberg. Im Gespräch entfaltet sie einen kühlen Charme. Sie gilt als gute Zuhörerin, lässt aber keinen Zweifel daran, wer entscheidet.