Internationaler Währungsfonds IWF warnt G20 vor wachsenden Risiken

Der IWF hat vor wachsenden Gefahren für die Weltwirtschaft gewarnt und die G20 vor dem Gipfel zur engeren Zusammenarbeit aufgerufen. Dabei stellte sie auch eine ganz konkrete Forderung an Deutschland.

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IWF-Direktorin Christine Lagarde. Quelle: AP

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die G20-Länder vor ihrem Gipfeltreffen in Hamburg zu einer engen Zusammenarbeit nicht nur in Handelsfragen gemahnt. Eine kurzsichtige Handelspolitik unter nationalen Gesichtspunkten schade am Ende nur allen, warnte der Fonds in einem am Mittwoch veröffentlichten Wirtschaftsüberblick für den G20-Gipfel am Wochenende. Wie beim Handel sei auch in anderen Feldern eine enge internationale Zusammenarbeit nötig, etwa bei der Bekämpfung des Klimawandels, der Stärkung des Weltfinanzsystems und der Unterstützung armer Länder.

"Die Weltwirtschaft funktioniert viel besser im Sinne aller, wenn die politischen Führer in einem regelmäßigen Dialog stehen und im Rahmen vereinbarter Mechanismen daran arbeiten, Meinungsverschiedenheiten beizulegen", hieß es in dem IWF-Bericht. Beim Thema Handel plädierte die Institution für ein offenes globales Handelssystem auf der Basis der gemeinsam geschaffenen Regeln. Dieses habe sich als die entscheidende Lokomotive für Verbesserungen im Interesse von Industrie- wie Entwicklungsländern erweisen. Allerdings müsse dieses multilaterale Handelssystem veränderten Bedingungen in der Weltwirtschaft angepasst werden.

Kritisch bewertete der Fonds die unvermindert großen Ungleichgewichte im weltweiten Handel mit extremen Überschüssen in Ländern wie Deutschland und erheblichen Defiziten in Ländern wie den USA - ein Thema, das auch US-Präsident Donald Trump umtreibt. Ein Abbau dieser Ungleichgewichte würde die Weltwirtschaft weniger krisenanfällig machen. Von Deutschland forderte der IWF ganz konkret eine großzügigere Ausgabenpolitik. "Eine expansivere Finanzpolitik in Deutschland würden nicht nur den dringend notwendigen Schub für öffentliche Investitionen geben und das Wachstumspotenzial erhöhen", schrieb der Fonds. Sie könnte zum Abbau der Leistungsbilanzüberschüsse beitragen und positive Auswirkungen auf die Volkswirtschaften von Euro-Partnerländern haben. Den Spielraum dafür bestehe.

Die Weltwirtschaft sieht der Währungsfonds insgesamt auf einem guten Wege. "Der globale Aufschwung bleibt auf Kurs", erklärte er. "Diese Aufwärtsbewegung ist aber begleitet von wachsenden Anfälligkeiten und anhaltenden Ungleichgewichten". Zu diesen Verwundbarkeiten zählt der IWF in der Euro-Zone die Schwäche im Bankenbereich, wo faule Kredite die Bilanzen belasten. In China beklagt der Fonds weiterhin die hohe Kreditfinanzierung des Wachstums, die viele Risiken beinhalte. In den USA sieht der Fonds Anzeichen, dass das Wachstum etwas schwächer ausfallen könnte als noch im April geschätzt. Für die Euro-Zone könnte es etwas besser laufen.

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