Im Iran haben mehrere Bewaffnete im Parlament und am Grabmal des Revolutionsführers Ajatollah Ruhollah Chomeini um sich geschossen. Im Parlament sei ein Wachposten getötet worden, mehrere Menschen seien dort und auch am Mausoleum im Süden der Hauptstadt Teheran verletzt worden, meldeten iranische Nachrichtenagenturen am Mittwoch. Ob es sich um eine konzertierte Aktion handelte, war zunächst unklar. Auch die Identität der Angreifer und ihre Motive seien noch nicht bekannt, berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim.
Drei Angreifer seien in das Parlament eingedrungen, sagte der Abgeordnete Elias Hazrati dem staatlichen Fernsehen zufolge. Einer sei mit einer Pistole, die beiden anderen seien mit Sturmgewehren des Typs AK-47 bewaffnet gewesen.
Einer der Angreifer sei von Sicherheitsleuten getötet, eine Frau nach dem Überfall am Mittwoch festgenommen worden, hieß es auf dem Online-Auftritt des Senders weiter. Bei der Schießerei im Parlament seien acht Menschen verletzt worden. Der Überfall dauerte am Mittwochmittag (Ortszeit) noch an. Wer hinter den Angriffen steckte und ob diese koordiniert waren, blieb zunächst unklar. Die halbstaatliche Nachrichtenagentur Isna berichtete, alle Ein- und Ausgänge des Parlaments seien geschlossen. Abgeordnete und Reporter seien angewiesen worden, im Gebäude an ihren Plätzen zu bleiben.
Wissenswertes zum Iran
Der Iran ist schon alleine wegen der Bevölkerungszahl von fast 80 Millionen eine Macht in der Golf-Region. Der Gottesstaat war jedoch wegen seiner kompromisslosen Atompolitik in den vergangenen zehn Jahren international isoliert. Die im Zusammenhang mit dem Atomstreit verhängten Sanktionen führten in dem öl- und gasreiche Land auch zu einer Wirtschaftskrise. Viele Beobachter rechneten daher mit einem zweiten Nordkorea am Persischen Golf.
Mit dem Sieg von Hassan Ruhani bei der Präsidentenwahl 2013 im Iran änderte sich jedoch das Bild. Sein Wahlslogan „Versöhnung mit der Welt“ führte im Juli 2015 zu einem Atomabkommen mit dem Westen. Der Iran wurde plötzlich zu einem potenziellen politischen und wirtschaftlichen Partner des Westens in einer von Krisen geschüttelten Region. Besonders im Syrien-Konflikt hofft der Westen auf eine positive Rolle Teherans.
Mit seinen beiden gut ausgerüsteten Streitkräften - der klassischen Armee und den Revolutionsgarden - kann der Iran besonders im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine entscheidende Rolle spielen. Diese Rolle aber ist innerhalb der Region höchst umstritten, unter anderem bei der anderen Regionalmacht Saudi-Arabien. Ideologische und besonders religiöse Differenzen zwischen dem schiitischen Iran und den sunnitisch-wahhabistischen Saudis sorgen daher immer wieder für Spannungen in der Region.
Am Mausoleum Chomeinis eröffnete der Agentur Fars zufolge ein Mann das Feuer und verletzte mehrere Menschen. ISNA berichtete, der Angreifer habe sich selbst in die Luft gesprengt.
Chomeini hatte 1979 die Islamische Revolution im Iran nach dem Sturz von Schah Reza Pahlavi angeführt und das Land zu einer Islamischen Republik umgestaltet. Der erst im Mai mit großer Mehrheit wiedergewählte Präsident Hassan Ruhani bemüht sich um Reformen in dem Land, in dem Chomeinis Nachfolger, Ajatollah Ali Chamenei, als geistliches und politisches Oberhaupt letztlich das Sagen hat.
Revolutionsführer Chomeini, das erste geistliche Oberhaupt der Islamischen Republik ab 1979, starb 1989. Das Mausoleum ist eine Pilgerstätte für seine Anhänger.
Der Iran spielt auch eine Rolle in der gegenwärtigen Krise um den Golfstaat Katar. Irans Erzfeind Saudi-Arabien und weitere arabische Staaten haben die diplomatischen Beziehungen zu Katar gekappt und werfen dem Land vor, Terroristen und den Iran zu unterstützen, was die Regierung in Doha zurückweist. Der Iran sieht sich als eigentliches Ziel des Vorstoßes der arabischen Staaten und die USA als Strippenzieher, zumal er kurz nach dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in Saudi-Arabien folgte.