Iran Atomgespräche gehen trotz Fristablauf weiter

Die selbstgesetzte Frist für die Atomgespräche zwischen Iran und UN-Vetomächten läuft ab - und bringt weder Einigung noch Eklat. Doch die Teilnehmer lassen den Termin nicht einfach verstreichen: Sie verhandeln weiter.

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Pause statt Ende: Der Kopf der iranischen Verhandlungsgruppe bei den Atomgesprächen, Ali Akbar Salehi, zwischen den Treffen mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland. Quelle: Reuters

Lausanne Die Atomgespräche zwischen dem Iran und seinen internationalen Verhandlungspartnern werden trotz des Fristablaufs um Mitternacht um mindestens einen Tag verlängert. Das teilten US-Regierungsbeamte am späten Dienstagabend am Verhandlungsort im schweizerischen Lausanne mit.

Außenamtssprecherin Marie Harf sagte, es habe genügend Fortschritte gegeben, um eine solche Verlängerung zu rechtfertigen. Dennoch müssten weiterhin „einige schwierige Dinge“ überbrückt werden, sagte sie, ohne Details zu nennen.

US-Außenminister John Kerry, der die Gespräche am Dienstag verlassen wollte, bleibt ihren Angaben zufolge bis Mittwoch. Ein iranischer Unterhändler sagte, sein Team könne solange bleiben, „wie es notwendig ist“, um die bestehenden Hürden aus der Welt zu räumen. Der chinesische Außenminister flog indessen zurück nach Peking und wird nun von seinem Stellvertreter repräsentiert. In Washington sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, beide Seiten arbeiteten an einem Dokument, in dem sie sich zu weiteren Gesprächen bekennen.

Ursprünglich wollten der Iran, die fünf UN-Vetomächte und Deutschland bis Dienstag um Mitternacht ein Rahmenabkommen für Teherans umstrittenes Nuklearprogramm erreichen. Bis 30. Juni soll ein endgültiges und dauerhaftes Abkommen unter Dach und Fach sein. Die internationale Gemeinschaft will damit den Bau einer iranischen Atombombe ausschließen. Im Gegenzug hofft der Iran auf Aufhebung internationaler Sanktionen, die seine Wirtschaft lähmen.

Im Laufe des Dienstag hatte es noch Optimismus unter den Teilnehmern gegeben, dass die Frist eingehalten und der seit Jahren andauernde Streit bald beigelegt werden könne. Dabei zeichnete sich aber bereits ab, dass das Rahmenabkommen kein Durchbruch sein würde, sondern eine eher vage gehaltene Erklärung.

Bei den Verhandlungen in den vergangenen sechs Tagen in Lausanne gab es in einigen Punkten Annäherung zwischen den Seiten, etwa bei der Urananreicherung. Es wurde aber nach wie vor unter anderem darüber gestritten, wie lange das Abkommen letztlich gelten soll, wann welche Sanktionen gegen Teheran aufgehoben werden und inwieweit der Iran hochmoderne Zentrifugen entwickeln darf, wie die Nachrichtenagentur AP von Unterhändlern erfuhr.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte am Dienstag erneut davor, dass ein Abkommen mit Teheran einen Großteil der dortigen Infrastruktur für den Bau von Atomwaffen intakt lasse, darunter Untergrundinstallationen, einen Plutoniumreaktor und hochleistungsfähige Zentrifugen für die Anreicherung von Uran.

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