Iran Saudi-Arabien bricht Handelsbeziehungen ab

Erst Saudi-Arabien und Bahrain, jetzt der Sudan: Die Länder haben alle ihre diplomatischen Beziehungen zu Teheran abgebrochen. Nun bricht Saudi-Arabien auch die Handelsbeziehungen ab.

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Iraner demonstrieren gegen die Hinrichtungen in Saudi-Arabien. Quelle: AP

Neue Eskalation im Zerwürfnis zwischen Saudi-Arabien und dem Iran: Als Reaktion auf die Erstürmung seiner Botschaft in Teheran hat das Königreich alle diplomatischen Beziehungen zum Iran gekappt. Der saudi-arabische Außenminister Al-Dschubair sagte am Sonntagabend, das diplomatische Personal Irans habe 48 Stunden Zeit, sein Land zu verlassen. Alle saudi-arabischen Diplomaten im Iran seien außerdem zurückgerufen worden. Zur Begründung hieß es, der Iran habe sich fortgesetzt in die inneren Angelegenheiten der arabischen Staaten am Persischen Golf eingemischt. Außerdem hat Saudi-Arabien nach Angaben seines Außenministers den Luftverkehr mit dem Iran und bricht alle Handelsbeziehungen ab. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Minister Adel al-Jubeir.

Keine 24 Stunden danach hat nun auch die Golfmonarchie Bahrain ihre diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen. Die Regierung habe den iranischen Diplomaten 48 Stunden Zeit gegeben, das Land zu verlassen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur BNA am Montag über Twitter. Das arabische Königreich Bahrain ist ein enger Verbündeter des Nachbarlandes Saudi-Arabien.

Saudi-Arabien hatte am Samstag 47 wegen Terrorverdachts verurteilte Häftlinge exekutiert, darunter den schiitischen Oppositionellen Nimr al-Nimr. Dieser galt als Leitfigur bei den vom Arabischen Frühling inspirierten Protesten seiner Religionsgemeinschaft, die im Königreich in der Minderheit ist. Al-Nimr hatte die Vorwürfe der Anstiftung zur Gewalt zurückgewiesen. Seine Hinrichtung rief massive Proteste von Schiiten hervor: Im Osten Saudi-Arabiens gingen Menschen ebenso auf die Straße wie im Libanon, in Bahrain sowie Nordindien und Pakistan.

Wissenswertes über Saudi-Arabien

Im schiitisch geführten Iran verwüstete eine aufgebrachte Menge die saudi-arabische Botschaft in Teheran und legte Feuer. Die Polizei vertrieb die Eindringlinge nach eigenen Angaben wieder. Laut Staatsanwalt Abbas Dschafari Dowlatabadi wurden 40 Menschen festgenommen. Irans Staatspräsident Hassan Ruhani verurteilte die Exekution Al-Nimrs, bezeichnete die Angreifer an der saudiarabischen Botschaft zugleich als „Extremisten“, deren Aktion inakzeptabel sei.

Saudi-Arabiens Außenminister Al-Dschubair warf der iranischen Führung „eine lange Geschichte der Übergriffe auf ausländische diplomatische Vertretungen“ vor und verwies dabei auf die Besetzung der Teheraner US-Botschaft 1979. Solche Vorfälle stellten „eine krasse Verletzung aller internationaler Vereinbarungen“ dar, zitierte ihn die amtliche saudiarabische Nachrichtenagentur SPA. Irans „feindselige Politik“ habe zum Ziel, die „Sicherheit der Region“ zu gefährden. Zudem hielt Al-Dschubair Teheran den Schmuggel von Waffen und Sprengstoff sowie die Bildung von Terrorzellen im Königreich und anderen Ländern in der Region vor. Riad werde es aber nicht erlauben, dass Iran „unsere Sicherheit untergräbt“, fügte er hinzu.

Der schiitisch geführte Iran konkurriert mit Saudi-Arabien um die Vormachtstellung in der Region. So unterstützt der Iran Syriens Präsident Baschar al-Assad im Bürgerkrieg, Saudi-Arabien hilft dagegen sunnitischen Rebellen. Im Jemen führen beide Staaten einen Stellvertreterkrieg.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte, der iranische Außenminister Mohammad Dschawad Sarif habe erklärt, wie die Spannungen entschärft werden sollten. Beide Seiten hätten zugestimmt, es sollte mit allen Mitteln versucht werden, die Situation zu kontrollieren und nicht eskalieren zu lassen.

Das US-Außenministerium mahnte den Iran und Saudi-Arabien, die Situation nicht weiter zu verschärfen. Zwar wisse Washington vom Entschluss Riads, die diplomatischen Beziehungen zu Teheran zu kappen, sagte Außenamtssprecher John Kirby am Sonntag. Doch seien die USA der Ansicht, „dass diplomatisches Engagement und direkte Gespräche notwendig bleiben, um Differenzen zu überbrücken.“

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