IS-Miliz Erneutes Geiselultimatum läuft ab

Nach dem erneuten Ultimatum der Terrormiliz für einen Gefangenenaustausch wird Jordanien misstrauisch. Die Regierung verlangt einen Beweis dafür, dass ihr Pilot noch lebt.

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Der jordanische Militärpilot befindet sich immer noch in Gewalt des Islamischen Staates. Quelle: ap

Beirut Unmittelbar vor dem Ablauf eines weiteren Ultimatums der Terrormiliz Islamischer Staat hat Jordanien ein Lebenszeichen des von ihr festgehaltenen Militärpiloten Mu'ath al-Kasseasbeh gefordert. „Wir wollen einen Beweis dafür, dass der jordanische Pilot noch am Leben ist, dann können wir über einen Austausch reden“, sagte Regierungssprecher Mohammed al-Momani am Donnerstag.

Zuvor hatte der IS in einer angeblich von der japanischen Geisel Kenji Goto stammenden Nachricht gefordert, Jordanien müsse die irakische Gefangene Saidscha al-Rischawi bei Sonnenuntergang an der türkischen Grenze präsentieren. Ansonsten werde Al-Kasseasbeh getötet. Was der IS mit Goto vorhat, falls Al-Rischawi nicht freikommt, blieb offen. Weniger als eine Stunde vor Ablauf der Frist sagte Al-Momani, Al-Rischawi sei noch in Jordanien.

Die jordanische Führung hatte bereits am Mittwoch erklärt, sie sei bereit, Al-Rischawi gegen Al-Kasseasbeh auszutauschen. Die Irakerin soll enge Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida haben. Sie wurde in Jordanien wegen der Beteiligung an den tödlichen Anschlägen auf Hotels in der Hauptstadt Amman zum Tode verurteilt. Dabei starben 60 Menschen.

Jordanien beteiligt sich an den von den USA geführten Luftangriffen gegen den IS, der große Teile Syriens und des Irak kontrolliert. Al-Kasseasbeh wurde im Dezember nahe der syrischen Stadt Rakka abgeschossen und gilt als erster ausländischer Pilot, der der Terrormiliz in die Hände gefallen ist.

Das Ultimatum, das in der Nacht zu Donnerstag über IS-nahe Twitter-Konten verbreitet wurde, erschien hastiger als zwei vorherige, die angeblich ebenfalls von Goto stammten. Ob die Nachricht echt ist, konnte zunächst nicht einwandfrei verifiziert werden.

Japans Regierungschef Shinzo Abe sagte am Donnerstag, seine Regierung analysiere die jüngste Audiodatei. Einen Kommentar zu dem Inhalt gab er nicht ab, verurteilte aber das Vorgehen des IS erneut vehement. „Der abscheuliche terroristische Akt ist absolut unverzeihlich“, sagte er im Parlament in Tokio.

Im Anschluss versammelten sich einige Dutzend Japaner vor dem Amtssitz von Abe, um auf Bannern ihre Hoffnung auf Gotos Freilassung zum Ausdruck zu bringen. Unter ihnen waren auch Freunde der Geisel. Ein weiterer japanischer Gefangener, Haruna Yukawa, wurde angeblich bereits von den Milizen getötet.

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