IS-Vormarsch Immer mehr Länder liefern Waffen

Die Terrorgruppe IS ist auch in Syrien auf dem Vormarsch. Damit wächst der Druck auf die US-Regierung, in dem Land einzugreifen. Nach dem Irak werden auch in Syrien US-Luftangriffe wahrscheinlicher.

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Die tragbare Panzerabwehrwaffe Milan: Solche Waffen liefern immer mehr Staaten. Quelle: dpa

Washington/Berlin Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützen immer mehr Länder die Kurden im Nordirak mit Waffen. Nach Angaben des US-Verteidigungsministerium liefern nun auch Kanada, Dänemark, Kroatien und Albanien Kriegsgerät. Die Lieferungen, die auch militärische Ausrüstung enthielten, hätten bereits begonnen, teilte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel am Dienstag mit. Sie sollten in den kommenden Tagen noch zunehmen und auch die Unterstützung weiterer Länder beinhalten, hieß es.

Die Bundesregierung wird nach den Worten von Kanzlerin Angela Merkel spätestens am Wochenende über Waffenlieferungen an den Irak entscheiden. „Wir werden im Laufe dieser Woche, einschließlich Sonntag, sag ich mal, also noch vor der Bundestagssitzung, unsere abschließenden Entscheidungen fällen“, sagte sie dem Sender MDR Info. Die CDU-Vorsitzende betonte, der Bundestag könne dann über das Thema debattieren, es werde aber keine formale Entscheidung des Parlaments geben.

Italien, Frankreich und Großbritannien, denen Hagel ebenfalls für ihre Mitarbeit dankte, hatten zuvor bereits Rüstungslieferungen für den Kampf gegen die IS-Miliz in Aussicht gestellt. Die Terrorgruppe will ein länderübergreifendes Kalifat mit Irak und Syrien errichten und hat dabei bereits zahlreiche Gräueltaten gegen Zivilisten verübt. Der Iran hat ebenfalls militärisches Material.

Das US-Militär begann unterdessen mit Aufklärungsflügen über Syrien als Vorbereitung für mögliche Luftangriffe gegen die Terrormiliz. Die Drohnenflüge sollten helfen, Attacken aus der Luft gegen die Terrorgruppe auf syrischem Territorium vorzubereiten, berichtete der TV-Sender NBC am Dienstag. Bombardements von IS-Stellungen in Syrien seien jedoch noch nicht beschlossen worden. Eine Entscheidung könne Ende der Woche fallen.

Das Weiße Haus in Washington bestätigte die Berichte nicht. Allerdings sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa: „Wir schränken unsere Optionen nicht durch geografische Grenzen ein, wenn es um unsere zentrale Mission geht, unsere Bürger zu beschützen“. Nach US-Medienberichten hatte Präsident Barack Obama Drohnenflüge bereits am Wochenende genehmigt. Eine Zustimmung der syrischen Regierung solle dafür nicht eingeholt werden, hieß es weiter.


Erbitterter Kampf um Aleppo

Die Extremisten beherrschen im Norden und Osten Syriens rund ein Drittel der Fläche des Landes. Zudem gibt es Berichte, dass sie weiter starken Zulauf von neuen Kämpfern erhalten. Insgesamt soll die Terrorgruppe in Syrien rund 50 000 Mann in ihren Reihen zählen.

Bislang greifen US-Kampfjets regelmäßig nur IS-Stellungen im Nachbarland Irak an. Dort unterstützen die USA kurdische Einheiten und die irakische Armee im Kampf gegen die Dschihadisten, die große Regionen im Norden und Westens des Iraks beherrschen. Syrien dient den Extremisten dabei als sicherer Rückzugsraum. Kämpfer und Waffen können die Grenzen der beiden Länder ungehindert passieren.

Syriens Außenminister Walid al-Muallem hatte die USA am Montag vor einem eigenmächtigen Eingreifen in Syrien gewarnt. Angriffe auf syrischen Boden ohne Absprache mit der Regierung würden als Aggression angesehen, sagte er bei einer Pressekonferenz in Damaskus. Zugleich bot er dem Westen eine Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus an. Diese sei jedoch nur möglich, wenn die internationale Gemeinschaft „die Führung und Unabhängigkeit“ Syriens respektiere. Bislang sind die USA und andere westliche Länder scharfe Gegner der Regierung in Damaskus.

Der Druck auf das Regime von Präsident Baschar al-Assad ist gestiegen, nachdem IS-Milizen am Wochenende nach tagelangen heftigen Kämpfen den strategisch wichtigen Militärflughafen Al-Tabka im Nordosten des Landes eingenommen hatten. Das Gelände war die letzte Bastion des Regimes in der Provinz Al-Rakka, einer IS-Hochburg. Syrische Kampfjets flogen am Dienstag neue Luftangriffe gegen IS-Stellungen in Al-Rakka und der Nachbarprovinz Dair as-Saur, wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Beide Provinzen stehen fast vollständig unter Kontrolle der Dschihadisten.

Gemäßigtere Rebellen fügten den IS-Extremisten im Norden Syriens gleichzeitig eine Niederlage zu. Die Freie Syrische Armee (FSA) und islamistische Milizen kontrollierten vier Dörfer nördlich der Stadt Aleppo, berichtete die oppositionsnahe Nachrichtenseite Smart News. Zuvor habe es heftige Kämpfe gegeben, bei denen Dutzende IS-Kämpfer getötet worden seien. Angaben zu Opfern aufseiten der Gegner der Extremisten gab es nicht.

Die Terrorgruppe war in den vergangenen Wochen von Nordosten her auf Aleppo vorgerückt. Teile der Stadt stehen unter Kontrolle gemäßigterer Regimegegner. Diese werden zugleich von Soldaten der syrischen Armee attackiert, die südlich und östlich von Aleppo Stellungen hält. Von Aleppo aus führt eine wichtige Versorgungsroute der gemäßigteren Oppositionellen zur türkischen Grenze im Norden.

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