Israel Netanjahu dankt Abbas - und droht mit harten Schritten

Nach einer verheerenden Brandserie gibt sich Israels Regierungschef Netanjahu versöhnlich den Palästinensern gegenüber. Doch die Vorwürfe gezielter Brandstiftung durch Palästinenser dauern an.

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Israel: Netanjahu dankt Abbas - und droht mit harten Schritten Quelle: AP

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat den Palästinensern für Hilfe bei der Feuerbekämpfung gedankt, gleichzeitig aber Brandstiftern mit harten Maßnahmen gedroht. Seit Beginn einer landesweiten Brandserie nahmen israelische Sicherheitskräfte 35 mutmaßliche Brandstifter fest, die meisten davon aus den Palästinensergebieten, wie der israelische Rundfunk am Sonntag berichtete. Ultrarechte Minister wollen als Reaktion israelische Siedlungen weiter ausbauen.

„Wir werden in aller Härte gegen jene vorgehen, die Brände legen“, sagte Netanjahu. Er setze sich für die Einrichtung einer internationalen Feuerwehr-Truppe ein, sagte der Ministerpräsident bei einer Kabinettssondersitzung in Haifa. Nach sechs Tagen sind die Großbrände in Israel und den Palästinensergebieten weitgehend eingedämmt. Am Sonntag kam es im Süden und Norden des Landes noch sporadisch zu Feuerausbrüchen. Nahe Sichron Jaakov ging eine Lagerhalle in Flammen auf.

Netanjahu dankte dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas am Samstag für palästinensische Hilfe bei der Flammenbekämpfung. Die Palästinenser hatten acht Feuerwehrfahrzeuge und 40 Einsatzkräfte nach Israel geschickt. Palästinensische Repräsentanten wiesen den Vorwurf zurück, viele Brände seit Dienstag seien gezielt durch Palästinenser gelegt worden.

Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sagte, 17 von 110 Bränden seien eindeutig durch Brandstiftung entstanden. „Andere Fälle prüfen wir noch“, sagte er. Bei einem Besuch in der Siedlung Chalamisch, in der tausend Einwohner ihre Häuser auf der Flucht vor den Flammen verlassen mussten, sagte Lieberman: „Die beste Antwort auf die Schäden und die verbrannten Häuser ist es, weiter zu bauen. Noch ein Haus und noch ein Haus.“ In der Siedlung waren 45 Häuser beschädigt worden.

Gilad Erdan, Minister für öffentliche Sicherheit, rief zur Zerstörung der Häuser von Brandstiftern auf. Erdan sprach von einer neuen Form des Terrors. Erziehungsminister Naftali Bennett von der Siedlerpartei sagte bei einem Besuch in Chalamisch: „Wir haben es hier mit einer Welle von nationalistischem Terror zu tun, von Feuer-Terroristen, die Juden töten und Angst und Schrecken säen wollen.“ Für jedes verbrannte Haus werde man „größere Häuser, mehr Häuser“ bauen, kündigte Bennett an.

von André Ballin, Pierre Heumann, Gerd Höhler

Nach Angaben israelischer Behörden wurde ein Teil der Brände bei besonders trockenem und windigem Wetter durch Nachlässigkeit entfacht. In der am schwersten betroffenen Hafenstadt Haifa wurden nach Angaben des Rundfunks rund 1800 Wohnungen durch die Flammen beschädigt, mehr als 500 seien nicht mehr bewohnbar. Die Schäden allein für Privatleute beliefen sich auf eine halbe Milliarde Schekel (gut 120 Millionen Euro). Nach Angaben der Rettungskräfte wurden seit Dienstag mehr als 120 Menschen bei Bränden verletzt.

13 Länder unterstützten Israel mit insgesamt mehr als 20 Löschflugzeugen im Kampf gegen die Flammen, darunter die Türkei, Italien, Ägypten, Jordanien, Kroatien, Griechenland, Zypern und Russland. Das weltgrößte Löschflugzeug aus den USA vom Typ Boeing 747 war seit Samstag an der Flammenbekämpfung beteiligt.

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