Bei einem Terrorangriff auf eine Silvesterparty in einem Club in der türkischen Millionenmetropole Istanbul sind mindestens 39 Menschen getötet worden, darunter zahlreiche Ausländer. Nach Regierungsangaben wurden 65 Menschen verletzt. Mindestens ein bewaffneter Angreifer drang kurz nach Anbruch des neuen Jahres in den bekannten Club Reina am Bosporusufer ein, schoss um sich und richtete ein Blutbad unter den Feiernden an.
Von dem Angreifer oder den Angreifern fehlte nach der Tat jede Spur. Zunächst bekannte sich niemand zu der Bluttat, die international scharf verurteilt wurde. Istanbuls Gouverneur Vasip Sahin sagte: „Das ist ein Terrorangriff.“ Schon 2016 hatte der Nato-Staat eine ganze Reihe verheerender Anschläge verkraften müssen.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kündigte an, weiter entschlossen gegen den Terrorismus zu kämpfen. Die Türkei werde alles tun, um „die Sicherheit und den Frieden ihrer Bürger zu gewährleisten“. Ziel der Terroristen sei es, „Chaos“ zu stiften.
Chronologie: Schwere Anschläge in der Türkei
Bei einem Doppelanschlag im Istanbuler Stadtteil Besiktas nahe einem Fußballstadion sterben am 10. Dezember mindestens 45 Menschen, überwiegend Polizisten. Zu den Anschlägen bekennt sich die TAK, eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Eine Woche später kommen in der zentraltürkischen Stadt Kayseri bei einem Selbstmordanschlag mindestens 13 Soldaten ums Leben. Der Attentäter hat eine Autobombe neben einem Bus mit Militärangehörigen gezündet haben. Auch hierzu bekennt sich die TAK. Am 19. Dezember wird der russische Botschafter Andrej Karlow in Ankara von einem türkischen Polizisten niedergeschossen. Die türkische Regierung verdächtigt die Gülen-Bewegung, hinter dem Attentat zu stecken.
Bei einem Autobombenanschlag in der südosttürkischen Kurdenmetropole Diyarbakir werden mindestens elf Menschen getötet, die meisten davon Zivilisten. Erstmals übernimmt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung. Auch die TAK bekennt sich zu der Tat. Zu der Explosion war es kurz nach den Festnahmen von zwölf Abgeordneten der pro-kurdischen HDP gekommen.
In der südosttürkischen Provinz Hakkari bringt ein Attentäter einen mit Sprengstoff beladenen Kleinlaster vor einem Kontrollposten der Gendarmerie zur Explosion. Bei dem Selbstmordanschlag der PKK kommen 16 Menschen ums Leben.
Ein Attentäter sprengt sich inmitten einer kurdischen Hochzeitsfeier in der südtürkischen Stadt Gaziantep in die Luft. Es gibt mehr als 50 Tote.
Am internationalen Terminal des Atatürk-Flughafens in Istanbul sprengen sich drei Selbstmordattentäter in die Luft. Sie reißen 45 Menschen mit in den Tod. Die türkische Regierung macht den IS dafür verantwortlich.
Bei einem Autobombenanschlag in der Hauptstadt Ankara werden mindestens 37 Menschen getötet. Zu dem Anschlag bekennt sich die TAK.
Bei einem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi im Regierungsviertel von Ankara sterben 30 Menschen, darunter der Selbstmordattentäter. Zu dem Attentat bekennt sich die TAK.
Bei einem Anschlag im historischen Zentrum Istanbuls werden zwölf Deutsche getötet. Der Angreifer sprengt sich mitten in einer deutschen Reisegruppe in die Luft. Er gehörte nach Angaben der türkische Regierung dem IS an.
Am Rande einer regierungskritischen Demonstration in der Hauptstadt Ankara reißen zwei Sprengsätze mehr als 100 Menschen in den Tod. Die Staatsanwaltschaft macht den IS dafür verantwortlich.
Berichte über Weihnachtsmann-Kostüm dementiert
Innenminister Süleyman Soylu sagte, 20 der 39 Toten seien identifiziert worden. Bei ihnen handele es sich um 15 Ausländer und 5 Türken. Medienberichten und Angaben der jeweiligen Regierungen zufolge sind unter den Opfern Menschen aus Saudi-Arabien, Marokko, dem Libanon, Libyen, Tunesien, Frankreich, Israel und Indien.
Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es: „Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich noch nicht sagen, ob auch Deutsche betroffen sind.“ Das Ministerium bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung und stehe dazu in engem Kontakt mit den türkischen Behörden.
Auch Stunden nach dem Angriff war der Verbleib des Angreifers oder der Angreifer unklar. Ministerpräsident Binali Yildirim sagte, die Behörden arbeiteten mit Hochdruck daran, die Identität des Täters festzustellen. Er dementierte Medienberichte, wonach der Angreifer ein Weihnachtsmannkostüm getragen habe. „Das ist nicht wahr.“ Yildirim sagte, es könne sein, dass der Angreifer seine Waffe im Club gelassen und sich im Tumult unter die Flüchtenden gemischt habe.