Jeb Bush in Berlin Wie tickt Jeb Bush?

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Widersprüchliche Aussagen zum Irak-Krieg

„Von einer ,Achse des Bösen‘ – wie es einst George W. Bush mit Blick auf Nordkorea, den Irak und den Iran tat – würde er wohl nicht sprechen“, sagt Thunert. „Jeb Bush ist da ausgewogener.“

Aber tickt Jeb Bush grundsätzlich anders? Oder steht er für eine ähnliche Politik, die er lediglich geschickter verkauft? Angesprochen auf den Irak-Krieg von 2003, gab der ehemalige Gouverneur von Florida eine unglückliche – Kritiker sagen: entlarvende – Figur ab. Er wäre wie sein Bruder in das Land einmarschiert, bekannte Jeb Bush in einem TV-Interview. Tage später ruderte er zurück: Die Irak-Invasion sei „falsch“ gewesen, aus heutiger Sicht wäre er nicht in das Land einmarschiert.

Der Zerfall Amerikas in Bildern
2011 begann Seph Lawless damit, sich mit dem urbanen Zerfall zu beschäftigen. Er fotografiert verlassene Fabriken, Kirchen, Krankenhäuser - und Shopping Malls. Von dem einstigen Konsumtempel der Ohio’s Randall Park Mall sind nur noch Ruinen übrig.
Nachdem er gut 3000 Fotos geschossen hatte, begann Lawless den Zerfall der Shopping Malls in seinem ersten Buch, "The Autopsy of America " zu dokumentieren.
Sein neues Buch "Black Friday: The Collapse of the Modern Mall " beschäftigt sich mit den einstigen Symbolen für Konsum und Kapitalismus. Von vielen sind nur noch traurige Ruinen übrig, wie hier in der Ohio's Randall Park Mall, früher eine der größten Malls in ganz Amerika.
Wo früher gut gelaunte Shopping-Liebhaber ihren Kaffee tranken, finden sich heute nur noch Scherben.
"Ich hoffe, dass die Leute meine Bilder sehen und das Ende der größten Wirtschaftsmaschine der Welt erkennen - die Vereinigten Staaten von Amerika", so Lawless.
Hier blüht nichts mehr. Nirgendwo werde der Zerfall Amerikas so deutlich wie an den Shopping Malls, meint Seph Lawless.
Auch die Rolling Acres Mall in Akron, Ohio, hat ihren früheren Glanz verloren.

Im Vergleich zu seinem Bruder dürfte sich Jeb Bush gemäßigter geben, im Vergleich zu Amtsinhaber Barack Obama aber erscheint Bush als konservativer Haudegen. So erklärt der Republikaner, dass er nicht dulden werde, dass der IS weiter erstarke. Mit seiner Passivität habe Obama die Islamisten erst stark gemacht. „Auch im Russland-Konflikt dürfte sich Jeb Bush deutlicher einmischen und Russland klarer die Grenzen aufzeigen, als Obama das derzeit tut“; mutmaßt US-Experte Martin Thunert. Gleichzeitig würde der Republikaner neben der militärischen Stärke auf die „soft power“ der USA setzen – und die europäischen Partner verstärkt in die Verantwortung bei internationalen Krisen nehmen. „Jeb Bush hat seinen Finger nicht am Abzug.“

Innenpolitisch hat sich Jeb Bush, einst ein strammer Konservativer, zu einem moderaten Republikaner entwickelt. 1994, bei seiner ersten Kandidatur für das Gouverneursamt in Florida, wollte er noch die „Demokraten zur Aufgabe zwingen“. Er kritisierte den politischen Gegner dafür, nicht genug Todesurteile umgesetzt zu haben und forderte die Abschaffung des Bildungsministeriums. Er wetterte gegen die Schwulenehe und erklärte auf die Frage, was er als Landeschef für die afroamerikanische Bevölkerung tun wolle mit einem schlichten „nichts“. Bush verlor die Wahl (wenn auch nur knapp), im Folgenden vollzog er eine 180-Grad-Wende.

Das ist sein Vater

Er setzte sich in Klassenzimmer in ganz Florida und erschrak, wie unterschiedlich die Bildungschancen waren. Bush gründete einen Thinktank, der Ideen zur Verbesserung der Situation präsentieren sollte – und eröffnete bald darauf Floridas erste „charter school“ in einem rauen Stadtteil Miamis. Diese Förderschulen in sozial schwachen Nachbarschaften werden gesondert finanziert; sie sind ausgestattet mit Computer und Laboren und ihre Lehrer werden regelmäßig weitergebildet. Bush setze sich für den Aufbau Dutzende dieser Schulen ein und ist bis heute ein Verfechter der freien Schulwahl.

Darüber hinaus findet der Präsidentschaftskandidat – der für Waffenbesitz und eine weite Auslegung des Rechts sich selbst zu verteidigen („stand your ground“), plädiert – inzwischen, dass die Republikaner auch Homo-Ehen gegenüber aufgeschlossen sein sollten. Zudem beharrt er wie eh und je darauf, dass die Zuwanderung neu geregelt wird.

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