„Von einer ,Achse des Bösen‘ – wie es einst George W. Bush mit Blick auf Nordkorea, den Irak und den Iran tat – würde er wohl nicht sprechen“, sagt Thunert. „Jeb Bush ist da ausgewogener.“
Aber tickt Jeb Bush grundsätzlich anders? Oder steht er für eine ähnliche Politik, die er lediglich geschickter verkauft? Angesprochen auf den Irak-Krieg von 2003, gab der ehemalige Gouverneur von Florida eine unglückliche – Kritiker sagen: entlarvende – Figur ab. Er wäre wie sein Bruder in das Land einmarschiert, bekannte Jeb Bush in einem TV-Interview. Tage später ruderte er zurück: Die Irak-Invasion sei „falsch“ gewesen, aus heutiger Sicht wäre er nicht in das Land einmarschiert.
Im Vergleich zu seinem Bruder dürfte sich Jeb Bush gemäßigter geben, im Vergleich zu Amtsinhaber Barack Obama aber erscheint Bush als konservativer Haudegen. So erklärt der Republikaner, dass er nicht dulden werde, dass der IS weiter erstarke. Mit seiner Passivität habe Obama die Islamisten erst stark gemacht. „Auch im Russland-Konflikt dürfte sich Jeb Bush deutlicher einmischen und Russland klarer die Grenzen aufzeigen, als Obama das derzeit tut“; mutmaßt US-Experte Martin Thunert. Gleichzeitig würde der Republikaner neben der militärischen Stärke auf die „soft power“ der USA setzen – und die europäischen Partner verstärkt in die Verantwortung bei internationalen Krisen nehmen. „Jeb Bush hat seinen Finger nicht am Abzug.“
Innenpolitisch hat sich Jeb Bush, einst ein strammer Konservativer, zu einem moderaten Republikaner entwickelt. 1994, bei seiner ersten Kandidatur für das Gouverneursamt in Florida, wollte er noch die „Demokraten zur Aufgabe zwingen“. Er kritisierte den politischen Gegner dafür, nicht genug Todesurteile umgesetzt zu haben und forderte die Abschaffung des Bildungsministeriums. Er wetterte gegen die Schwulenehe und erklärte auf die Frage, was er als Landeschef für die afroamerikanische Bevölkerung tun wolle mit einem schlichten „nichts“. Bush verlor die Wahl (wenn auch nur knapp), im Folgenden vollzog er eine 180-Grad-Wende.
Das ist sein Vater
George Herbert Walker Bush war von 1989 bis 1993 der 41. Präsident der USA.
Obwohl Spiegel Online 2012 schon seinen angeblichen Tod vermeldete, feierte er im letzten Jahr seinen 90. Geburtstag mit einem Fallschirmsprung und ist aktuell der älteste lebende ehemalige US-Präsident. Der Sprung hat seit mehreren Jahren Tradition und erinnert an seine Zeit als Pilot im 2. Weltkrieg. Nachdem sein Jet von den Japanern getroffen wurde, konnte er sich mit einem Fallschirmsprung retten.
Zunächst kandidierte Bush sen. als Vizepräsident unter Ronald Reagan und gewann mit ihm zusammen die Präsidentschaftswahl 1980 gegen Amtsinhaber Jimmy Carter. Acht Jahre später – Reagan konnte nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten – wurde er selbst zum Staatsoberhaupt gewählt. Seine Präsidentschaft hielt jedoch nur vier Jahre. Der Grund: Obwohl außenpolitisch erfolgreich, schaffte er Bush es nicht die eigene Wirtschaft in Schwung zu bringen – und ein entscheidendes Wahlversprechen – „keine neuen Steuern!“ – zu halten. Bill Clinton löste ihn 1992 ab.
Der erste große Militäreinsatz unter Bush Senior erfolgte mit der US-Invasion in Panama im Dezember 1989 und dauerte nur wenige Tage an. Das Ziel war u.a. den in Ungnade gefallenen Machthaber Panamas, Manuel Noriega, zu verhaften. Dies gelang Anfang Januar 1990, nachdem dieser sich 11 Tage lang in der Botschaft des Vatikans in Panama-Stadt versteckt hielt, aufgrund von pausenloser Beschallung mit Rockmusik durch die US-Soldaten aber schließlich aufgab.
Im selben Jahr bahnte sich mit der Besetzung und Annexion Kuwaits durch den Irak die nächste militärische Intervention Bushs an. Hierfür schmiedet er eine Allianz aus über 30 Ländern – wartete auf eine UN-Resolution – und vertrieb Saddam Hussein in wenigen Wochen mit der im Januar 1991 begonnenen Operation Wüstensturm aus Kuwait. Bush stürzte Saddam Hussein unter anderem deshalb nicht - obwohl seine Armee nahezu vollständig geschlagen war - da dies die UN-Resolution nicht vorsah.
Eine entscheidende Rolle spielte Bush bei der Wiedervereinigung Deutschlands. Ohne seine Unterstützung für Helmut Kohl wäre eine Wiedervereinigung mangels politischem Wille der anderen Siegermächte wohl nicht möglich gewesen. Dabei vermeidet er jedoch, mit Rücksicht auf die Sowjetunion, politische Siege auf Kosten der Verlierer auszutragen.
In der Zeit nach seiner Präsidentschaft hält er sich mit politischen Ratschlägen an seine Nachfolger zurück. Dafür überraschte er in den letzten Jahren durch die ein oder andere ungewöhnliche Aktion.
Zunächst rasierte er sich im Sommer 2013 aus Solidarität mit einem krebskranken Jungen, Sohn eines Secret-Service-Beamten, eine Glatze. Bushs eigene Tochter verstarb ebenfalls früh an Leukämie.
Der Expräsident ist zudem seit Jahren dafür bekannt, dass er besonders schrille und ausgefallene Socken trägt. So sind zurzeit im Onlineshop der US-Republikanischen Partei eine limitierte Auflage orange-gelb-grün-blau gestreifter Socken mit seiner Unterschrift und dem Elefanten als Wappentier der Partei für eine Spende von 35 US-Dollar zu bekommen.
Er setzte sich in Klassenzimmer in ganz Florida und erschrak, wie unterschiedlich die Bildungschancen waren. Bush gründete einen Thinktank, der Ideen zur Verbesserung der Situation präsentieren sollte – und eröffnete bald darauf Floridas erste „charter school“ in einem rauen Stadtteil Miamis. Diese Förderschulen in sozial schwachen Nachbarschaften werden gesondert finanziert; sie sind ausgestattet mit Computer und Laboren und ihre Lehrer werden regelmäßig weitergebildet. Bush setze sich für den Aufbau Dutzende dieser Schulen ein und ist bis heute ein Verfechter der freien Schulwahl.
Darüber hinaus findet der Präsidentschaftskandidat – der für Waffenbesitz und eine weite Auslegung des Rechts sich selbst zu verteidigen („stand your ground“), plädiert – inzwischen, dass die Republikaner auch Homo-Ehen gegenüber aufgeschlossen sein sollten. Zudem beharrt er wie eh und je darauf, dass die Zuwanderung neu geregelt wird.