Jemen-Krieg Im Nahen Osten tobt ein Stellvertreterkrieg

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Diplomatie zur Lösung des Konflikts

Dass Teheran bisher schon die aufständischen Huthis unterstützt, ist ein offenes Geheimnis: Die Huthi gehören wie 35 Prozent der Jemeniten einer schiitischen Konfessionsgruppe, sind also im weiteren Sinn Glaubensbrüder der iranischen Herrscher. Nach Damaskus, Beirut und Bagdad ist jetzt Sanaa die vierte arabischen Hauptstadt, in der Anhänger und Günstlinge Teherans den Ton angeben. Für den saudischen König sieht das nach Umzingelung aus, die er unbedingt aufbrechen will.

Saudi-Arabien greift militärisch in Jemen-Konflikt ein

Darum die saudischen Luftangriffe auf die Huthi-Stellungen. Aus Sicht der Saudis hat sich nach einem Kriegstag die Bedrohung in eine gewaltige politische Stärkung umgekehrt: Nicht nur die Golfmonarchien und das schwache Ägypten, sondern auch Jordanien, Marokko, Pakistan und der Sudan haben sich formal dem großen sunnitischen Bündnis gegen die hinterwäldlerischen Huthis angeschlossen,  die USA und Großbritannien ihre Unterstützung erklärt.

Jetzt stellt sich aber die bange Frage, was hinter den markigen Worten des iranischen Außenministers steckt. Will Teheran mit Hilfe der Huthis im abgelegenen Jemen einen Stellvertreterkrieg  gegen Saudi-Arabien führen? Das wäre – besser als Zarif weiß das kein iranischer Politiker – das Ende der Annäherung an den Westen und wohl auch das Ende der Atomgespräche. Es wäre – wenn es nicht beim Säbelrasseln bleibt – auch der Beginn einer militärischen Konfrontation zur See: Auf dem Landweg kann Teheran die Huthis unmöglich unterstützen, und iranische Kriegsschiffe im alten britischen Kolonialhafen Aden an der jemenitischen Küste wären die Vorstufe zur Konfrontation an der Meerenge Bab al-Mandeb. Den schmalen südlichen Zugang zum Roten Meer mit dem schönen arabischen Namen „Tor der Tränen“  müssen alle Schiffe passieren, die vom ölreichen Persischen Golf zum Suezkanal und weiter nach Europa wollen.

Der jemenitische Staat ist Anrainer, hatte aber nie eine Kriegsmarine von Bedeutung. Jetzt lassen sich leicht üble Szenarien über die weitere Entwicklung am Tor der Tränen ausmalen. Wer iranische, saudische, am Ende gar amerikanische Kriegsschiffe dort nicht in Aktion sehen will, muss auf Diplomatie zur Lösung des Jemen-Konflikts setzen. Vielleicht – das wäre die freundlichste Interpretation – möchte der iransiche Außenminister mit seiner Erklärung so etwas auslösen. Wenn dem nicht so ist, wird der Ölpreis weiter steigen – und vor allem werden die geschundenen Menschen im Jemen weiter leiden.  

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