Kampf gegen Boko Haram Afrikanische Allianz erobert Terror-Camp

Seit Monaten helfen Nigerias Nachbarstaaten im Kampf gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram. Truppen dieser afrikanischen Allianz hoben jetzt ein weiteres Camp der Extremisten aus.

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Vereinte afrikanischen Streitkräfte haben der Terrormiliz eine erneute Niederlage beigebracht. Sie befreiten mehrere Geiseln und nahmen Anführer der Extremisten fest. Quelle: AFP

Yaoundé Neuer Erfolg im Kampf gegen die nigerianische Terrorgruppe Boko Haram: Eine multinationale Truppe afrikanischer Länder hat in Nigeria ein Camp der Extremisten ausgehoben und mindestens 46 gefangen gehaltene Frauen sowie Kinder befreit, wie die Regierung Kameruns am Samstag mitteilte. Auf einem Gipfeltreffen in Nigerias Hauptstadt Abuja berieten zeitgleich afrikanische und westliche Staatschefs über den Kampf gegen Boko Haram. Frankreichs Präsident François Hollande lobte die bisherigen Erfolge.

Gleichzeitig zeigte sich Hollande allerdings besorgt über das Schicksal der etwa zwei Millionen vor der Gewalt der Extremisten geflohenen Menschen. „Wir müssen sicherstellen, dass sie in ihre Häuser zurückkehren können“, sagte er nach einem Treffen mit Nigerias Präsident Muhammadu Buhari vor Beginn des Gipfels.

Viele Flüchtlinge wollen allerdings nicht zurückkehren, solange die ländlichen Gegenden, in denen Boko Haram jetzt aktiv ist, nicht sicher seien. Hollande kritisierte auch, dass Korruption und Ausgrenzung in dem Land den Islamisten erlaubt hätten, sich im Nordosten Nigerias auszubreiten.

An dem Gipfel nahmen unter anderem auch der britische Außenminister Philip Hammond und US-Vizeaußenminister Antony Blinken teil. Frankreich, Großbritannien und die USA helfen Nigeria und seinen Nachbarn, die Truppen für den Kampf gegen Boko Haram zu trainieren und mit Geheimdienstmaterial zu versorgen. Die seit 2009 aktiven Extremisten wenden sich gegen westliche Einflüsse und wollen einen islamischen Gottesstaat errichten. Ihre Terrorangriffe haben sie mittlerweile über die Landesgrenzen Nigerias hinaus ausgedehnt, unter anderem auf Kamerun, den Tschad und Niger.

Das Bündnis der afrikanischen Staaten konnte die Extremisten mittlerweile aus Gebieten drängen, die sie zuvor zu einem islamischen Kalifat erklärt hatten. Dutzende Kämpfer ergaben sich und berichteten von Essens- und Munitionsengpässen, wie das nigerianische Militär in dieser Woche meldete. Durch die Gewalt von Boko Haram kamen nach Angaben von Amnesty International bisher mindestens 20.000 Menschen ums Leben. Die Terrorgruppe hat der Terrormiliz Islamischer Staat die Gefolgschaft geschworen.

„Unser Hauptproblem ist nun, die zerstörte Infrastruktur wieder herzustellen“, sagte Buhari. Vor dieser Konferenz hatte der UN-Sicherheitsrat die Terrorattacken der Extremisten verurteilt. Boko Haram werde aufgefordert, „sofort und zweifelsfrei jegliche Gewalt und Verletzungen der Menschenrechte und des Humanitären Völkerrechts zu beenden“, hieß es in einer am Freitag einstimmig angenommenen Resolution des Sicherheitsrats. Außerdem müsse die Gruppe Tausende Geiseln freilassen, unter ihnen die im April 2014 entführten Schulmädchen aus Chibok.

Zum jüngsten Einsatz gegen Boko Haram sagte ein Regierungssprecher von Kamerun, der Zugriff sei vor einigen Tagen im Madawaya-Wald in Nigeria wenige Kilometer von der Grenze zu Kamerun entfernt erfolgt. Dorthin hätten sich die Extremisten vor einem anderen Militäreinsatz geflüchtet. In dem ausgehobenen Camp hätten sie junge Frauen und Mädchen zu Selbstmordattentäterinnen ausgebildet. Mindestens 18 Frauen und 28 Kinder konnten den Angaben zufolge befreit werden. Fünf Anführer von Boko Haram seien festgenommen worden.

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