Kampfgebiete in Syrien Kurdenmiliz beugt sich Druck von Türkei und USA

US-Vizepräsident Joe Biden erklärte bei seinem Türkei-Besuch, die Kurdenmiliz YPG werde die US-Unterstützung verlieren, sollte sie Gebiete westlich des Euphrats nicht räumen. Einen Tag später beginnt sie mit dem Rückzug.

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Die Türkei betrachtet die YPG als Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK, die seit dem Abbruch der Friedensverhandlungen vor einem Jahr wieder Anschläge in der Türkei verübt. Quelle: AP

Ankara Die USA haben die mit ihnen verbündeten kurdischen Kämpfer in Syrien offenbar zum Abzug aus Gebieten westlich des Euphrats bewegt, wie er von der Türkei verlangt wird. Einen Tag nach dem Besuch von US-Vizepräsident Joe Biden unterrichtete der amerikanische Außenminister John Kerry am Donnerstag die Regierung in Ankara darüber, dass der Rückzug der Kurdenmiliz YPG begonnen habe. Das verlautete aus dem türkischen Außenministerium.

Der Rückzug der syrischen Kurden aus Gebieten westlich des Flusses ist eine zentrale Forderung der Türkei, die am Mittwoch mit einem Angriff auf die von der Terrormiliz Islamischer Staat gehaltenen Grenzstadt Dscharabulus militärisch in den syrischen Bürgerkrieg eingriff. Damit will Ankara erklärtermaßen auch die Expansion der syrischen Kurden eindämmen, die fast das gesamte syrische Grenzgebiet unter ihre Kontrolle gebracht haben.

Eine autonome kurdische Region an seiner Grenz zu Syrien wird von der Türkei als Bedrohung ihrer nationalen Sicherheit eingestuft. Sie betrachtet die YPG als Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK, die seit dem Abbruch von Friedensverhandlungen vor einem Jahr wieder Anschläge in der Türkei verübt.

Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte am Mittwoch, das militärische Eingreifen der Türkei in Syrien beschränke sich nicht nur auf den Kampf gegen den IS, sondern gelte auch anderen terroristischen Bedrohungen, zu denen Ankara die YPG zählt.

Der türkische Verteidigungsminister Fikri Isik bekräftigte das am Donnerstag: Die beiden Hauptziele der Militärintervention seien der Schutz der Grenze und sicher zu stellen, dass kurdisch-syrische Kämpfer „nicht dort sind“. Ankara und Washington hätten vereinbart, dass kurdisch-syrische Einheiten innerhalb von zwei Wochen das Gebiet nördlich von Dscharabulus verlassen müssten.

Die Kurdenmiliz teilte mit, ihre Kämpfer seien nach ihrem Einsatz zur Befreiung der Stadt Manbidsch „in ihre Stützpunkte zurückgekehrt“. Die am Donnerstag veröffentlichte Erklärung wurde als Reaktion auf Ankaras Angaben über Kerrys Telefonat mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu aufgefasst.

Die USA hatten die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) bei der Eroberung der nahe Dscharabulus gelegenen Stadt unterstützt, zu denen neben arabischen Gruppen auch die YPG gehört. Der YPG-Erklärung zufolge wurde Manbidsch dem neugebildeten Militärrat der Stadt übergeben, dem Rebellen aus Manbidsch angehören. Dem Militärrat zufolge sind im Kampf gegen den IS in Manbidsch rund 500 YPG-Milizionäre eingesetzt worden.

Biden hatte in Ankara erklärt, die syrisch-kurdischen Kämpfer müssten sich aus Gebieten westlich des Euphrats zurückziehen, andernfalls würden sie die Unterstützung der USA verlieren.

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