Kampfjets gesichtet Provokante russische Manöver über dem Baltikum

Die Bundeswehr hat provokante russische Manöver über dem Baltikum gesichtet. Auch Estlands Verteidigungsministerium wirft Moskau vor, zu provokativ zu sein. Russland weist die Vorwürfe jedoch zurück.

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Estlands Verteidigungsministerium warf der Regierung in Moskau vor, einer ihrer Kampfjets sei in der Nacht für weniger als eine Minute in den estnischen Luftraum eingedrungen. Quelle: dpa

Berlin/Helsinki Die Nato registriert bei der Luftraumüberwachung über dem Baltikum vermehrt provokative Manöver russischer Militärflugzeuge. In der Nacht zum Freitag hätten deutsche Piloten ein auffälliges und aggressives Verhalten russischer Kampfjets und Transporter beobachtet, bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin Angaben von Insidern. Zwei deutsche Eurofighter seien mehrfach alarmiert worden und aufgestiegen, um die russischen Flugzeuge zu identifizieren. Gründe für das russische Verhalten könne er nicht nennen, sagte der Sprecher.

Estlands Verteidigungsministerium warf der Regierung in Moskau vor, einer ihrer Kampfjets sei in der Nacht für weniger als eine Minute in den estnischen Luftraum eingedrungen. Einen ähnlichen Vorwurf erhob Finnland. Zwei russische Suchoi-27-Kampfjets seien am Donnerstagnachmittag und -abend über dem Golf von Finnland in den finnischen Luftraum einflogen, erklärte die Regierung in Helsinki. Finnland ist zunehmend besorgt über die militärischen Drohgebärden Russlands, mit dem es eine 1300 Kilometer lange Grenze verbindet. Die Regierung in Helsinki hat daher ihre Beziehungen zur Nato verstärkt. Am Freitag unterzeichnete sie einen Vertrag mit den USA, der eine Zusammenarbeit in der Militärausbildung und die gemeinsame Nutzung von Informationen vorsieht.

Russland wies die Vorwürfe Estlands und Finnlands zurück. Zwei Kampfjets hätten am Donnerstag und Freitag lediglich Trainingsflüge im internationalen Luftraum absolviert, meldeten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau.

Im estnischen Ämari sind seit Anfang September bis zu sechs deutsche Eurofighter stationiert, die bis April kommenden Jahres im Auftrag der Nato die Luftüberwachung über dem Baltikum verstärken. Die Bundeswehr ist in Estland mit etwa 200 Soldaten präsent. Die Nato hatte die Luftraumüberwachung nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland hochgefahren. Die baltischen Staaten verfügen über keine eigenen Kampfjets und fühlen sich durch Russland bedroht.

Russische Militärflugzeuge provozierten die Nato in der Vergangenheit immer wieder mit riskanten Flugmanövern und dem haarscharfen Heranfliegen bis an die Grenzen des baltischen Luftraums. Der Auslöser für den aktuellen Zwischenfall ist unklar. Am Freitag war jedoch der ukrainische Verteidigungsminister Stepan Poltorak in Estland zu Besuch. Die Ukraine kämpft gegen prorussische Separatisten, die den Osten des Landes 2014 unter ihre Kontrolle gebracht hatten. (Reporter: Sabine Siebold und Andrea Shalal in Berlin, Tuomas Forsell und Jussi Rosendahl in Helsinki, Jack Stubbs und Dmitry Solovyov in Moskau und Alessandra Prentice in Kiew; redigiert von Sabine Ehrhardt.

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