Der Staat Katar ist mit dem Erdöl ungeheuer reich geworden. 1973 hatte die seit zwei Jahren von Großbritannien unabhängige Monarchie die Ölquellen des Landes verstaatlicht. Im Gegensatz zum großen Nachbarn Saudi-Arabien ließen die katarischen Scheichs die Produktion von Jahr zu Jahr steigen; 2011 flossen aus ihren Quellen mehr als 1700 Millionen Barrel am Tag. Das reicht zwar nur für Platz 18 im internationalen Vergleich, reicht aber, um den 1,7 Millionen Einwohnern pro Kopf das höchste Einkommen der Welt zu bescheren.
Wobei das BIP pro Kopf von 98.000 Dollar noch eine gewaltige Untertreibung ist: Nur um die 300.000 Einwohner sind Landeskinder und Staatsangehörige; die 1,6 Millionen Zuwanderer sind größtenteils Gastarbeiter mit einem sehr geringen Anteil am nationalen Wohlstand.
Doch der ist garantiert, auch wenn die Erdölreserven nach Berechnung des BP World Energy Report um das Jahr 2050 erschöpft sein sollten. Seit 1989 fördert Katar Erdgas, seit 1996 ist das Scheichtum Pionier bei der Erdgasverflüssigung (LNG-Produktion), die heute nachgewiesenen Erdgasreserven sind die drittgrößten der Welt nach Russland und dem Iran. Emir Hamad hat mehr als andere Herrscher am Golf bei der Exploration und Erschließung der Öl- und Gasfelder auf die Kooperation mit den großen amerikanischen Energieunternehmen gesetzt, am Alleinbesitz der Felder aber nicht rütteln lassen: ein Erfolgsrezept zur Mehrung des Reichtums. Für dieses Jahr sagt die katarische Regierung ein Wirtschaftswachstum von 15,7 Prozent voraus, vor allem wegen der gestiegenen Nachfrage nach Flüssiggas. Im nächsten Jahr rechnen die Wirtschaftsstrategen in der Hauptstadt Doha immerhin noch mit 7,1 Prozent Wachstum.
Öffnung zur Welt
Es war kein Zufall, dass Doha, vor 20 Jahren noch ein verschlafenes Perlentaucherstädtchen, vor gut zehn Jahren zum Schauplatz der WTO-Verhandlungen zum Ausbau des weltweiten Freihandels wurde. Viel mehr als etwa die saudischen Herrscher betrieb der katarische Emir die Öffnung seines Landes zur Welt. Dass die Doha-Runde am Egoismus vieler beteiligter Staaten scheiterte, war kein Misserfolg des Gastgebers. Der hat Internationalisierung zu seiner ersten Devise gemacht: zumindest auf ökonomischem Gebiet.
Am deutlichsten zeigen das die Aktivitäten der Qatar Holding. Später als die entsprechenden Investitionsfonds der Nachbarstaaten, dafür aber viel energischer hat der katarische Staatsfonds in den vergangenen Jahren seine Milliarden strategisch eingesetzt. Manche Investitionen deuten darauf, dass Scheich Hamad und seine Berater von Anfang an optimistisch auf ein Ende der Weltfinanzkrise setzten: Seit 2007 halten sie 20 Prozent an der London Stock Exchange, seit 2010 mehr als sechs Prozent an der Schweizer Großbank Credit Suisse und seit diesem Sommer elf Prozent des internationalen Bergbaukonzerns XStrata.