Katar Krise im Golfstaat stoppt Rekordjagd des Dax

Der Streit zwischen Katar und den arabischen Nachbarländern belastet die Börse des kleinen Golfstaats. Die Ölpreise hingegen reagieren bisher kaum auf die diplomatische Krise. Doch Analysten sehen Gefahren.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Katars Börse in Doha. Quelle: REUTERS


Die Spannungen rund um das Emirat Katar haben den deutschen Aktienmarkt am Dienstag deutlich ins Minus gedrückt. Der Dax stoppte erst einmal seinen jüngsten Rekordlauf und riss die Marken von 12 800 und 12 700 Punkten. Der Leitindex ging schließlich 1,04 Prozent tiefer bei 12 690,12 Zählern aus dem Handel.

„Es wird sich nun zeigen müssen, wie viel Substanz die zuletzt etablierte Ausbruchsbewegung beim Dax tatsächlich hat“, schrieben die Experten der Landesbank Helaba. Am Freitag hatte das Barometer noch bei 12 878 Punkten eine weitere Bestmarke erklommen, bevor die Gewinne nach den US-Jobdaten für Mai geschmolzen waren. Am Montag wurde hierzulande wegen des Pfingstfeiertags nicht gehandelt.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank am Dienstag um 0,96 Prozent auf 25 448,57 Zähler. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es um 0,52 Prozent auf 2309,88 Punkte nach unten.

Das ist Katar

Am Dienstag reagierten die Anleger verschreckt auf die Zunahme der Spannungen infolge des Abbruchs aller diplomatischen Beziehungen zu Katar durch Saudi-Arabien und andere arabische Staaten. „Dass mehrere Golf-Staaten so plötzlich die Beziehungen mit Katar abbrechen, kam völlig unerwartet“, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Auf die Ölproduktion werde dies zwar keinen großen Einfluss haben, aber die Sorge steige, dass sich der Konflikt verschärfen könnte. Die von Sunniten regierten Staaten werfen dem Golf-Emirat die Unterstützung von Terrororganisationen sowie eine zu große Nähe zum schiitischen Iran vor.

Bei den Einzelwerten hierzulande sorgten Analystenkommentare für Bewegung, vor allem bei den Papieren von Wacker Chemie. Sie sackten am MDax-Ende um mehr als 4 Prozent ab. Das Überangebot an Polysilizium werde zur Belastung für den Spezialchemiekonzern, schrieb Analyst Patrick Rafaisz von der Bank UBS.

Schlusslicht im Dax waren die Aktien des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer mit minus 2,22 Prozent. Kurz nach Börsenschluss wurde bekannt, dass die Leverkusener ihren Anteil an der Tochter Covestro reduzieren. Die Papiere der Lufthansa hingegen gewannen gut 1 Prozent. Die Airline streicht mehr Stellen im Management als bisher geplant. Zudem zeigte sich Konzernchef Carsten Spohr vom laufenden Geschäft positiv überrascht. Die Nachfrage in den USA und China sei besser als gedacht.

Die Nase vorn im Leitindex aber hatten die Versorgerwerte: So zogen RWE um rund 2 und Eon um 2,76 Prozent an. Im MDax gewannen die Aktien von Uniper und Innogy jeweils mehr als 1 Prozent. Angesichts teils hoher Dividendenrenditen zählen viele Investoren die Papiere der Branche aktuell zu den eher defensiveren Werten, was ihnen bei fallenden Kursen zugute kommt.

Die Papiere der Start-Up-Schmiede Rocket Internet büßten im SDax nach wechselhaftem Verlauf rund 2 Prozent ein. Die Anleger hatten sich mit der Einordnung des noch in diesem Jahr angepeilten Börsengangs der Beteiligung Delivery Hero schwer getan. Sie bemängelten unzureichende Details des Essens-Lieferdienstes zum Gang aufs Parkett.

Die Staaten mit den höchsten Pro-Kopf-Einkommen 2016

Der EuroStoxx 50 fiel um 0,71 Prozent auf 3554,18 Punkte. Der Pariser Leitindex CAC 40 gab ähnlich deutlich nach, während der Londoner FTSE 100 dank des schwachen Pfund, das Exporte verbilligen kann, kaum verändert schloss. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial bewegte sich zum europäischen Handelsschluss nur minimal.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,10 Prozent am Freitag auf 0,09 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 142,09 Punkte. Der Bund Future gewann 0,31 Prozent auf 162,98 Punkte. Der Kurs des Euro legte zu: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1258 (Montag: 1,1249) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8883 (0,8889) Euro.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%